Mittwoch, 24. April 2013

HR Innovation Day 2013 - Interview mit dem Social Media Manager Martin Reti


Der HR Innovation Day 2013 rückt näher und es ist eine gute Tradition, im Vorfeld die verschiedenen Referenten zu befragen. So erfahren sowohl die Leser meines Blogs als auch die Teilnehmer etwas über die Referenten und deren Beiträge. Den Auftakt bildet ein Interview mit Dr. Martin Reti, Social Media Beauftragter der BERA GmbH in Schwäbisch Hall.

Wald: Schön, dass es mit unserem Gespräch so kurzfristig geklappt hat. Ich freue mich, dass ich Ihnen im Vorfeld des HR Innovation Days einige Fragen stellen kann.
Reti: Danke, ich freue mich sehr über Ihre Anfrage.

Wald: Wie wird man Social Media Manager?
Reti: Social Media Manager kann man auf vielen Wegen werden. Ich habe aber einen eher „klassischen“ Weg bestritten. Nach vielen Jahren in der traditionellen Marketingarbeit und Kommunikationsprojekten bin ich vor einigen Jahren über das Bloggen in den sozialen Medien gelandet. 2011 habe ich mich dann entschlossen, beruflich komplett in die sozialen Netzwerke einzusteigen. Seit September 2011 bin ich nun Social Media Manager bei der BERA GmbH in Schwäbisch Hall.

Wald: Was macht die BERA GmbH?
Reti: Unsere Kompetenzen reichen von der Personalberatung über die Vermittlung bzw. Überlassung  von  Fach- und  Führungskräften in Nord-Württemberg, Thüringen und einem Zipfel Bayerns. Über unser Zentrum für Leistungsmanagement bieten wir auch Kurse zur Burnout-Prävention und Führungskräfteentwicklung an.

Wald: Ich verfolge Ihre Aktivitäten recht aufmerksam und bin immer wieder erstaunt, wie gut es Ihnen gelingt, andere Mitarbeiter in die Social Media Aktivitäten einzubinden. Ich denke besonders an den interessanten Blog einer Studierenden der Dualen Hochschule BW (Berastarters). Können Sie verraten, wie Sie vorgehen, um diese Mitwirkung zu erreichen und aufrecht zu erhalten?
Reti: Das hängt natürlich immer auch von den Leuten ab, mit denen man zusammenarbeitet. Es gibt durchaus Kollegen und Kolleginnen, die sich begeistern lassen, neues Terrain zu erkunden und die auch – und das ist viel wichtiger - genügend Ideen haben, die sie darstellen können. Die muss man finden – wie auch die Zeit. Kerstin Höhn muss in ihrem Berufsalltag voller Projekte manchmal die Zeit und Ruhe finden, aber mittlerweile ist der Blog ihr „Baby“ und sie sieht die Welt mittlerweile auch aus den Augen einer Bloggerin. Bei einem Praxiseinsatz bei den Kollegen in Heilbronn wurde sie schon mit „Ah, unsere Bloggerin besucht uns“ begrüßt. Natürlich sprechen wir uns regelmäßig ab, um interessante Themen zu identifizieren und die Inhalte redaktionell zu planen. Aber unter dem Strich: Das Entscheidende ist der Wille des Mitmachenden. Und vor allem in der Anfangszeit: Unterstützung, Unterstützung, Unterstützung. Jemanden gegen seinen Willen zum Blogger zu erklären und ihn dann auf dem Thema sitzen zu lassen, ist extrem kontraproduktiv. Natürlich kann sie mit dem Blog aktiv ein eigenes digitales Image aufbauen. Das wird für in den nächsten Jahren definitiv immer wichtiger werden ;-)

Wald: Eine weitere Frage betrifft den Komplex Arbeitgeberbewertung. Ich habe gesehen, dass Sie als Social Media Manager die Stellungnahmen für die BERA GmbH abgeben. Wäre dies nicht eher die Aufgabe des Personalbereichs?
Reti: Als Unternehmen ist uns eine aktive Mitgestaltung der Aussagen über das Unternehmen wichtig. Deswegen legen wir großen Wert darauf, dass wir schnell auf Bewertungen reagieren. Da Social Media bei uns durch die kurzen Wege eng mit dem operativen Geschäft verzahnt ist und die Kollegen stark im Tagesgeschäft eingebunden sind, geht der kürzeste Weg über meinen Tisch. Zu den meisten Fragestellungen kann ich direkt Stellung nehmen, weil ich mich regelmäßig mit den operativen KollegInnen austausche. Bei kniffligeren Themen bespreche ich mich vorher. Letzten Endes tauchen ja nicht unbedingt neue Themen auf. Wenn Unternehmen sich in Social Media bewegen, sollten Sie zunächst eine  Situationsanalyse machen, mögliche Negativ-Szenarien durchspielen und Reaktionsmöglichkeiten erarbeiten. Der Rest ist Aufbau von Erfahrung. Jedes Unternehmen kann hierfür natürlich seine eigenen Regelungen treffen. Aber aus meiner Sicht ist Geschwindigkeit der Reaktion einer der wichtigen Faktoren. Und dafür sollten Social Media immer eingebunden sein.

Wald: Interessant fand ich Ihren Blog-Post zum Thema "Social Media: Kontrolle oder Vertrauen?". Wie können sich Unternehmen auf das neue Verhältnis zwischen Kontrolle und Vertrauen einstellen? Was muss dafür passieren?
Reti: Das Thema Social Media wird gerne als ein reines Marketingthema gesehen. In Wirklichkeit aber ist Social Media die Spitze des Eisbergs einer gesellschaftlichen Veränderung, der sich auch Unternehmen früher oder später stellen müssen. Stärkere Partizipation, höhere Interaktion, der Transfer der durch das Internet angestoßenen Entwicklung zu einer Gesellschaft 2.0. Hier an etablierten Verhaltensweisen wie beispielsweise starren Hierarchien oder „order and obey“ festzuhalten, kann einem Unternehmen klare Wettbewerbsnachteile verschaffen. Am deutlichsten wird dies sichtbar beim Kampf um die jungen Talente. Hier treffen die unterschiedlichen Kulturen aufeinander. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Unternehmen zu Mitmachunternehmen entwickeln und diesen Trend zur Interaktion und Flexibilität zumindest reflektieren und behutsam adaptieren. Ich habe versucht, diesen Gedanken in dem Buch „Recruiting im Social Web“ aufzubereiten (Business Village, 2012, Rath, Salmen (Hrsg.)) und aufzuzeigen, was das für Unternehmenswerte, -strategien und -prozesse bedeutet. Das Paradigma der kompletten Kontrolle zu leben, ist aus meiner Sicht Unfug. Die Realität hat diesen Ansatz längst überholt. Mitarbeiter zu Unternehmensbotschaftern zu entwickeln, ist der richtige Ansatz, um den Entwicklungen Rechnung zu tragen. Und dazu gehört eine Kultur des Vertrauens. Denn die Mitarbeiter werden immer stärker zu Gestaltern des Unternehmensimage – auch nach außen.

Wald: Welche Möglichkeiten und Grenzen sehen Sie beim verstärkten Einsatz von Social Media im betrieblichen Kontext?
Reti: Um eines vorwegzunehmen: Social Media ist nicht der Stein der Weisen. Aber eine vernünftige und planvolle Integration in ALLE Teile eines Unternehmens erscheint mir angeraten. Erfolgsgeschichten entstehen hierbei vor allem im B2C-Umfeld, weniger bei B2B. Besonders im Service, aber auch im Recruiting bietet Social Media ein großes Potenzial, ebenfalls natürlich für die Markenbildung – insbesondere als Arbeitgeber. Die große Herausforderung lautet aber auch, Reichweite zu generieren. Gerade für kleinere Unternehmen im B2B-Umfeld ist das nicht so einfach. Und dass das „richtige“, also langfristige und inhaltlich relevante Netzwerken seine Vorteile hat, ist unbestritten – das wissen wir nicht erst seit Social Media.

Wald: Welche Schwerpunkte werden Sie in Ihrem Beitrag zum HR Innovation Day setzen?
Reti: Ich werde Social Media mit diesem gesellschaftlichen Umbruch zusammen- führen und die Bedeutung des Themas für Unternehmen, Gesellschaft und Privatpersonen im Allgemeinen und die moderne Personalarbeit im Besonderen darstellen. Ich werde aber auch zeigen, mit welchen Themen wir als Mittelständler in der Personaldienstleistung uns in den sozialen Medien präsentieren – was funktioniert und was weniger funktioniert.

Wald: Lieber Herr Dr. Reti, vielen Dank für das Gespräch. Ich freue mich sehr auf Ihren Input zum HR Innovation Day 2013.

Mein Gesprächspartner Dr. Martin Reti ist Social Media Manager der BERA GmbH in Schwäbisch-Hall mit über zehnjähriger Erfahrung in Public Relations. Dank seiner langjährigen und umfassenden Erfahrungen als Referent, Buchautor und Blogger ist er ein ausgewiesener Experte für den strategischen Einsatz neuer Medien. Reti ist der Verfasser mehrerer Strategiepapiere zu Technologiethemen und strategischen Fragestellungen im Business-to-Business-Umfeld.

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