Für unsere Studie haben wir im Zeitraum von Juni bis August diesen Jahres 1.379 Personen zu ihren Erlebnissen im letzten Bewerbungsprozess befragt. Die Ergebnisse unterstreichen nachdrücklich den massiven Einfluss der Candidate Experience auf die Reputation von Unternehmen als Arbeitgeber. Durch die Wirkung der Candidate Experience auf die Wahrnehmung von Stellensuchenden wird damit langfristig auch die Ausprägung des Arbeitgeberimages geprägt. So steigert eine überdurchschnittlich positive Candidate Experience die Imagewahrnehmung, wohingegen eine negative Candidate Experience das Arbeitgeberimage deutlich erkennbar schädigen kann.
Doch zu einigen ausgewählten Ergebnissen: Beachtenswert ist, dass über 80% der Befragten ihren Freunden und Bekannten von den Bewerbungserlebnissen berichten. Rund ein Viertel teilt diese Erfahrungen sogar über soziale Netzwerke oder Arbeitgeberbewertungsplattformen mit. So können einzelne Bewerbungserlebnisse schnell eine große Reichweite erlangen. Anstrengungen der Unternehmen in Sachen Employer Branding werden dadurch unterlaufen. Die Folgen für die rekrutierenden Unternehmen lassen sich leicht ausmalen: Anzahl und Qualität der Bewerber dürften sinken. Bei den Überlegungen zur Erfassung der Verbindung zwischen Bewerber und rekrutierendem Unternehmen haben wir uns von der sich im Bewerbungsprozess herausbildenden Beziehung zwischen beiden und dem damit einher gehenden Vertrauensaufbau leiten lassen. Über eine bewusste Gestaltung dieser Beziehung kann das Vertrauen in das rekrutierende Unternehmen aufgebaut werden. Dabei spielen viele Kriterien eine Rolle, die wir in drei Dimensionen „Klarheit und Integrität“, „Ergebnisorientierung“ und „Verbundenheit durch Augenhöhe und Wertschätzung“ gruppiert haben.
Die Studie zeigt, wie diese Dimensionen die Candidate Experience (CandEx) beeinflussen – aber auch, dass ein ausbalanciertes Verhältnis der drei Dimensionen entscheidend ist. So kann eine sehr späte und unpersönlich formulierte Absage das zuvor aufgebaute Vertrauen zerstören und dadurch zu einer negativen Gesamtbilanz der CandEx des Bewerbers führen. Die gute Nachricht dabei ist, dass sich aus den Studienergebnissen zahlreiche Hinweise ableiten lassen, die eine aktive Einflussnahme auf Bewerbererfahrungen ermöglichen. Damit wird ein zielgerichtetes Management der CandEx möglich. Die Erkenntnisse lassen die zentrale Bedeutung der Beziehung bzw. des Vertrauens zwischen Kandidat und Unternehmen erkennen, die wiederum von der Klarheit, Schnelligkeit, Personalisierung der Kommunikation sowie der mobilen Erreichbarkeit beeinflusst wird.
Zu den Highlights der Studie:
Es wird mobil gesucht: Jeder Dritte sucht Jobs mobil via Smartphone oder TabletPC und dies zu Hause, unterwegs oder auch im Büro! Bei den unter 26Jährigen ist die mobile Jobsuche noch weiter verbreitet: Fast 60% nutzen dafür das Smartphone, 40% auch unterwegs.
Über Online-Stellenanzeigen finden Bewerber und Unternehmen am häufigsten zusammen. Auch zur Orientierung über Jobs und Unternehmen wird auf diese Quelle zurückgegriffen: 42% der Befragten geben an, immer, 33% meistens darauf zurückzugreifen.
Platzhirsch Google: Rund 53% der unter 30Jährigen geben an, Google immer oder meistens für die Jobsuche zu nutzen. Etwas beliebter sind hier nur Karrierewebseiten und die großen OnlineStellenbörsen wie zum Beispiel monster oder stellenanzeigen.de.
Formularbewerbungen werden abgelehnt: Ca. 70% der Befragten bevorzugen die Bewerbung per E-Mail (mit Anhängen). Jeder 10. Bewerber lehnt Online-Bewerbungsformulare sogar komplett ab und verzichtet im Zweifel auf eine Bewerbung!
One-Click-Bewerbung: Rund jeder Zweite Bewerber (46,9%) würde bei entsprechendem Angebot von der sogenannten „One-Click-Bewerbung“ mit dem eigenen Profil aus XING oder LinkedIn Gebrauch machen.
Ansprechpartner sind gefragt: Für 80% der Kandidaten ist es wichtig oder sehr wichtig, einen persönlichen Ansprechpartner im Unternehmen zu haben. Darüber hinaus erwarten sie, jederzeit über den Status ihrer Bewerbung informiert zu werden.
Das Interview als Moment der Wahrheit: Die beim persönlichen Kontakt gewonnenen Eindrücke sind für über 85% der Bewerber bedeutende Entscheidungsgrundlagen, ob sie bei diesem Arbeitgeber arbeiten wollen.
Schnelligkeit punktet: Geschwindigkeit im Rekrutierungsprozess bewirkt eine positive Candidate Experience. Nur 20% der eingestellten Kandidaten, die von diesem Bewerbungserlebnis mit einer hohen oder der höchsten Gesamtzufriedenheit berichten, haben länger als 6 Wochen auf ihre Zusage gewartet. Bei 38% dieser Gruppe dauerte der Prozess bis zur Zusage maximal 2 Wochen!
Beziehung zählt: Eine bereits vorhandene Beziehung zum Unternehmen zahlt sich aus. Kandidaten, die über Empfehlungen an das Unternehmen kommen oder über Kontakte zum Unternehmen verfügen (Freunde/Familie im Unternehmen, bei Lieferanten angestellt; selber Kunde des Unternehmens), sind besonders häufig zufrieden mit dem Bewerbungsverfahren und äußern eine positive Candidate Experience.
Das Thema Absagen: Auch bei Absagen sollte die Beziehung zum Bewerber erhalten werden. Bewerber, die trotz Absage mit Zufriedenheit zum Bewerbungsverfahren äußern, erhielten in aller Regel KEINE (unpersönlichen) Standardabsagen.
Und: Feedback zum Bewerbungsverfahren durch die Bewerber: Danach wird erstaunlicherweise kaum gefragt. 86% aller Bewerber werden von den Unternehmen NICHT nach einem Feedback zum Bewerbungsverfahren gefragt.
Positive Candidate Experience ist von unschätzbarem Wert: Sie führt dazu, dass Bewerber das Unternehmen auch künftig als Arbeitgeber in Erwägung ziehen. Rd. 84% derjenigen mit einer positiven Bewertung der Candidate Experience würden sich erneut bei dem Unternehmen bewerben. Bei einer negativen Bewertung würden dies nur 13% tun!
Nur 17% der Befragten äußern, dass sie bemerkt haben, dass sich Unternehmen Mühe geben, ihre Bedürfnisse als Bewerber zu verstehen und zu respektieren. Dieses schlechte Gesamturteil sollte die Unternehmen beunruhigen.
Wir haben unsere Erkenntnisse in fünf Top-Tipps zusammengefasst, die es den rekrutierenden Unternehmen ermöglichen sollen, gezielt die Candidate Experience der Bewerber zu verbessern und damit ihre Rekrutierungsprozesse zu optimieren. Sie werden in der ausführlichen Präsentation der Studienergebnisse als Handlungsempfehlungen zusammengefasst. Die Studienergebnisse stehen unter folgendem Link zum kostenfreien Download bereit.
Viel Spass beim Lesen und freundliche Grüße
Peter M. Wald
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