Mittwoch, 4. Dezember 2019

Wichtig ist es, eigene konkrete Ideen über künftige Szenarien zu entwickeln - Gespräch mit Per Kropp

Das Christmas Special des HR Innovation Days 2019 kommt mit Riesenschritten näher. Ich freue mich, dass mir heute für eines der traditionellen Vorab-Interviews Herr Dr. Per Kropp zur Verfügung steht. Dr. Kropp ist als Keynote-Speaker beim Event dabei und wird zum Thema „Wie die Digitalisierung berufliche Anforderungen verändert“ sprechen. Es ist ein großer Gewinn, mit ihm einen Keynote-Speaker vom bekannten Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung an Bord zu haben, der die nötigen Akzente aus wissenschaftlicher Sicht setzen kann. Bereits an dieser Stelle herzlichen Dank für die Mitwirkung am Event und auch diese Möglichkeit, im Vorfeld einige Fragen an ihn stellen zu können.

Wald: Lieber Herr Dr. Kropp, mit einer Keynote  zum Thema „Wie die Digitalisierung berufliche Anforderungen verändert“ können Sie wichtige Akzente für den Einstieg in das Themenfeld „Digitalisierung – Weiterbildung – HR“  setzen. Was können die Zuhörer von Ihrer Keynote erwarten und was nicht?
Kropp: Ich hoffe, dass mein Vortrag den Zuhörern hilft, eigene konkrete Ideen über künftige Szenarien zu entwickeln. Zugleich werde ich wohl einige der gröbsten Befürchtungen zum Thema zerstreuen können. Was ich nicht sagen kann: Welche Berufe jemand erlernen oder Studieren sollte.

Wald: Oft habe ich von den erheblichen regionalen und beruflichen Unterschieden bei den jeweiligen Substituierbarkeitspotenzialen gelesen. Könnten Sie diesen Begriff näher erläutern und evtl. Beispiele für die unterschiedlichen Substituierbarkeitspotenziale aufzeigen?
Kropp: Das Substituierbarkeitspotenzial eines Berufs gibt an, wie hoch der Anteil von definierten Tätigkeiten in diesem Beruf ist, der theoretisch heute schon durch Roboter oder Algorithmen ersetzbar ist. Dem stehen häufig rechtliche, ethische oder aus Kostenaspekte entgegen. Aber dieses Maß erlaubt eine sehr konkrete und wenig spekulative Annährung an das Thema der Digitalisierung.

Wald: Gibt es hier ggf. Schwerpunkte in unserer Region?
Kropp: Überall dort, wo das verarbeitende Gewerbe stark ist, finden wir auch viele Beschäftigte in stark substituierbaren Berufen. D.h. dort erwarten wir einen Wandel der Berufslandschaft, zum größten Teil intern, weil die Berufe selbst sich verändern werden, zum Teil weil einige weniger und andere stärker nachgefragt werden.

Wald: Am Christmas Special werden vor allem Personaler teilnehmen. Von den hier besprochenen Veränderungen sind diese in zweifacher Sicht betroffen. Einerseits können Tätigkeiten in den Personalbereichen substituiert werden. Andererseits erwarten Mitarbeiter und Unternehmen von den Personalern eine aktive Begleitung der Veränderungen in den Unternehmen. Gibt es ggf. hierzu Erkenntnisse oder Empfehlungen, die Eingang in die Überlegungen von Personalern finden sollten?
Kropp: Das werde ich mir für die Keynote nochmal genauer anschauen, aber ich glaube, da werde ich mehr von den Teilnehmern erfahren können.

Wald: Trotzdem nochmal gefragt. Wo sollten Personalbereiche mit entsprechenden Aktivitäten ansetzen? Was können Sie empfehlen?
Kropp: Nicht so ganz neu: Lebenslanges Lernen wird an Bedeutung gewinnen. Können die Unternehmen ihre Beschäftigten dafür angemessen unterstützen? Auch die lebenslange Anstellung wird seltener. Wie gehen Arbeitnehmer, Personaler und unsere Arbeitsmarktinstitutionen damit um? Das sind gute Fragen für die Diskussion.

Wald: Eine wichtige Frage nach dem Lesen Ihrer Vita. Ihr Promotionsthema bezieht sich auf den Transformationsprozess in Ostdeutschland. Könnten die hier gemachten Erfahrungen von Bedeutung für den erfolgreichen Umgang mit den zu erwartenden Veränderungen sein?
Kropp: Ich hoffe ja, dass die Transformationserfahrung aus der Vergangenheit einen Vorteil für die künftigen Entwicklungen bringt. Aber wenn ich mir die Wahlergebnisse anschaue, scheinen die eher ein Trauma hinterlassen zu haben.

Wald: Eine wichtige Frage zum Schluss. Warum kommen Sie zum Christmas Special des HR Innovation Days nach Leipzig?
Kropp: Weil ich ausgesprochen freundlich eingeladen wurde ;-)

Wald: Ganz herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch. Ich bin schon sehr auf Ihre Keynote gespannt.

Dr. Per Kropp
Mein Gesprächspartner Dr. Per Kropp absolvierte ein Soziologiestudium an der Universität Leipzig (Diplom) und war von 1992-1997 Doktorand am ICS (Interuniversity Center of Social Sciences Theory and Methodology) an der Universität Utrecht. 1998 promovierte er zum Thema "Berufserfolg im Transformationsprozeß. Eine theoretisch-empirische Studie über die Gewinner und Verlierer der Wende in Ostdeutschland". Von 1998 bis 2005 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Assistent am Institut für Soziologie der Universität Leipzig. Seit 2005 ist er im Regionalen Forschungsnetz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Dr. Kropp ist hier in einer Arbeitsgruppe tätig deren Ziel es ist, den interdisziplinären Informationsaustausch sowohl im IAB als auch darüber hinaus mit Politik, Wissenschaft und Praxis zu fördern und Forschungsansätze, Projektideen und Ergebnisse zu diskutieren.

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