Wald: Könnten Sie die Bitkom Akademie kurz vorstellen?
Achenbach: Die Bitkom Akademie ist die erste Adresse für die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften in einer digitalisierten Arbeitswelt und das seit 2005. Wir bieten jährlich über 350 Weiterbildungen in Bereichen wie Digitale Transformation, KI & Daten, IT-Sicherheit, Datenschutz, Recht & Regulierung und mehr an. Neben standardisierten Formaten unterstützen wir Unternehmen mit maßgeschneiderten Lösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Digitalisierungsprojekte angepasst sind.
Wald: Zur aktuellen Weiterbildungsstudie: Welche Unternehmen haben Sie befragt? Können hier Schwerpunkte hinsichtlich der Tätigkeiten der Befragten benannt werden?
Achenbach: Für die Studie haben wir 1.070 Berufstätige aus verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen in Deutschland befragt. Besonders Führungskräfte und Mitarbeitende, die sich mit der Digitalen Transformation ihrer Unternehmen auseinandersetzen, waren stark vertreten.
Wald: Gibt es bei den Ergebnissen Schwerpunkte, die Sie hervorheben möchten?
Achenbach:
Besonders auffällig ist das starke Interesse an Weiterbildungen im Bereich Künstliche Intelligenz. 71 % der Führungskräfte und mehr als die Hälfte aller Befragten haben KI als wichtiges Thema im Bereich Weiterbildung angegeben. Wir haben in der Studie gemerkt, dass die Mehrheit der Teilnehmenden verstärkt Schulungen in der Anwendung von KI wünscht - KI soll also alltäglicher Bestandteil der Arbeit werden.
Wald: Erstaunt hat mich, dass
jeder fünfte Befragte keine Vorstellung davon hat, was seine berufliche Weiterentwicklung angeht. Wo liegen hier die Gründe? Und welche Aufgaben entstehen daraus für die Unternehmen?
Achenbach: Die Gründe liegen oft in mangelnder Orientierung und fehlender Beratung durch den Arbeitgeber. Unternehmen müssen klare Entwicklungspfade aufzeigen und proaktiv Weiterbildungsangebote bereitstellen, um Mitarbeitende besser zu unterstützen und zu motivieren.
Wald: Erkennbar ist das große Interesse der Befragten an Weiterbildung zum Themenbereich KI. Welche Formate bieten sich hier besonders zur Wissensvermittlung an?
Achenbach: Besonders beliebt sind
Webinare mit interaktiven Elementen sowie KI-gestützte Trainingsformate. Auch Micro-Learning und Blended Learning, bei denen Präsenz- und Online-Einheiten kombiniert werden, eignen sich hervorragend zur Vermittlung von KI-Kenntnissen. 75 % aller Teilnehmenden nimmt sich Zeit, um selbstständig lernen zu können. Die Lernformate müssen also eine individuelle Lerngeschwindigkeit und auch Unterbrechungen ermöglichen.
Wald: Auch meine Studierenden fragen mich oft danach, wie eine sinnvolle Integration von KI in Weiterbildungsmaßnahmen aussieht. Haben Sie hier vielleicht ein konkretes Beispiel?
Achenbach: Ein gutes Beispiel wäre der Einsatz von KI-basierten Lernbegleitern, die den Lernenden personalisiertes Feedback geben und sie durch die Inhalte führen. Diese Technologien helfen, Lerninhalte interaktiv und effizient zu vermitteln. Übrigens gehen unsere Studienteilnehmenden zu 2/3 davon aus, dass KI bald als Standard in Trainings implementiert ist.
Wald: Erstaunt hat mich der deutlich ausgeprägte Wunsch der Befragten nach Weiterbildungsmaßnahmen mit Prüfung und Leistungsnachweis. Gibt es dafür Gründe?
Achenbach: Viele Berufstätige schätzen es, ihre neu erworbenen Fähigkeiten durch einen offiziellen Nachweis bestätigt zu bekommen, da dies oft für die berufliche Weiterentwicklung von Bedeutung ist. Es geht auch um das Gefühl, dass die investierte Zeit und Mühe einen konkreten Abschluss haben. Das ist auch ein besonderes Phänomen im deutschsprachigen Raum. Zertifikate und Nachweise sind hier grundsätzlich immer gefühlt wichtiger als bspw. in den USA.
Wald: Ein von mir oft erwähntes Thema ist das arbeitsintegrierte Lernen. Wie kann es aus Ihrer Sicht gelingen, Gelerntes aus der Weiterbildung erfolgreich im Arbeitsalltag anzuwenden?
Achenbach: Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist hier entscheidend. Formate wie Lernspiele oder KI-gestützte Trainings ermöglichen es, das Gelernte unmittelbar im Arbeitskontext anzuwenden.
Wald: Hervorgehoben wurde in der Studie auch, dass oft im Job bzw. im Austausch mit anderen gelernt wird. Wie gelingt es Unternehmen und Führungskräften, hierfür die richtigen Bedingungen zu schaffen?
Achenbach: Unternehmen sollten Plattformen und Gelegenheiten für den Wissensaustausch schaffen, etwa durch regelmäßige Teammeetings, Innovations-Workshops oder interne Lernplattformen. Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle, indem sie selbst als Vorbild agieren und aktiv die Weiterbildung ihrer Teams fördern. Immerhin 20 % der Studienteilnehmenden würden bei der Auswahl einer Weiterbildung einer KI vertrauen, statt ihrer Führungskraft.
Wald: Oft stehen die Akteure der Weiterbildung in den Unternehmen unter einem besonderen Kostendruck. Was würden Sie den Kritikern einer modernen Weiterbildung entgegnen?
Achenbach: Weiterbildung sollte nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition in die Zukunft betrachtet werden. Studien zeigen, dass Unternehmen mit starker Lernkultur langfristig innovativer und wettbewerbsfähiger sind.
Wald: Haben Sie vielleicht Tipps, wie sich gerade den kleineren Unternehmen der Nutzen einer systematischen und kontinuierlich angelegten Weiterbildung vermitteln lässt?
Achenbach: Gerade kleine Unternehmen können von maßgeschneiderten und kosteneffizienten digitalen Lernformaten profitieren. Es lohnt sich, den Mitarbeitenden Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die sich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren lassen.
Wald:
Ein wichtiges Thema für mich ist die besondere Betrachtung der Anforderungen an die Weiterbildung im Bereich der Blue Collar- bzw. Deskless Work. Liefert die Studie auch hier Einblicke?
Achenbach: Ja, wir sehen hier einen zunehmenden Bedarf,
Weiterbildung auch für Mitarbeitende ohne festen Schreibtisch zu ermöglichen. Digitale und mobile Lernformate, wie Micro-Learning, sind hier der Schlüssel, um diese Zielgruppe zu erreichen und ihnen den Zugang zu Weiterbildungsangeboten zu erleichtern.Wald: Herzlichen Dank für dieses informative Gespräch. Ich wünsche Ihnen und der Bitkom Akademie weiterhin viel Erfolg.
Achenbach: Vielen Dank, es war mir eine Freude!