Freitag, 17. Januar 2025

Wie steht es um den Stellenmarkt? Insider-Einblicke zu 2024 und ein Ausblick auf 2025

Das Jahr 2024 hat HR-Profis vor teils gegensätzliche Herausforderungen gestellt: Einerseits mussten viele Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen Personal abbauen, andererseits war es aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels weiterhin schwierig, offene Positionen zu besetzen. Dieser scheinbare Widerspruch wird die Personalarbeit meiner Auffassung nach auch 2025 prägen. Grund genug, einen gezielten Blick auf die Entwicklung des Stellenmarktes im Jahr 2024 zu werfen und daraus spannende Erkenntnisse für 2025 zu gewinnen. Ich freue mich daher sehr, erneut mit Herrn Jürgen Grenz, CEO der Berliner Index Gruppe, darüber zu sprechen. Seine Einschätzungen helfen mir nicht nur in meinen Lehrveranstaltungen, sondern auch in Gesprächen mit Unternehmensvertretern, aktuelle Entwicklungen am Stellenmarkt und im Recruiting fundiert zu diskutieren.

Wald: Lieber Herr Grenz, zunächst möchte ich Ihnen und der Index Gruppe viel Erfolg für das noch junge Jahr 2025 wünschen. Vielen Dank, dass Sie sich wieder Zeit für unser Gespräch genommen haben.
Grenz: Sehr gerne.





















Wald: Welche wichtigen Entwicklungen haben Sie im vergangenen Jahr auf dem Stellenmarkt beobachtet?
Grenz: Die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage hat sich deutlich auf das Stellenangebot ausgewirkt. 2024 haben Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland rund 11,6 Millionen Stellen ausgeschrieben - das entspricht einem Minus von 4 Prozent im Vergleich zu 2023. 2023 war das Stellenangebot noch um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Wald: Gab es bei den einzelnen Berufsgruppen auffällige Unterschiede?
Grenz: Ja, durchaus. Das mit Abstand größte Stellenangebot gab es 2024 für Bauarbeiter und Handwerker: Für sie waren bundesweit über 2,5 Millionen Stellen öffentlich ausgeschrieben. An zweiter Stelle folgten technische Berufe wie Ingenieure und Architekten mit nahezu 2 Millionen Positionen. Spannend war auch die prozentuale Entwicklung des Jobangebots. Bei den Rechts- und Steuerfachkräften stieg es um fast 6 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums lag die Anzeigenschaltung für Personaler mit einem Minus von knapp 17 Prozent.

Wald: Waren 2024 alle Regionen Deutschlands gleichermaßen vom Stellenrückgang betroffen?
Grenz: Im Jahr 2024 ging das Stellenangebot in allen Bundesländern zurück - mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Hier nahm die Anzeigenschaltung im einstelligen Bereich zu. In Berlin sank es mit minus 9 Prozent am deutlichsten. Auch der sonst so wirtschaftsstarke Süden blieb nicht verschont: In Baden-Württemberg ging die Zahl ausgeschriebener Stellen um fast 9 Prozent zurück, in Bayern um knapp 6 Prozent.

Wald: Und wie hat sich das Stellenangebot in den größten deutschen Städten entwickelt?
Grenz: Auch hier zeigt sich ein überwiegend negatives Bild. In Stuttgart war der Rückgang mit fast 13 Prozent am stärksten, was sicherlich auf die kriselnde Automobilindustrie zurückzuführen ist. Auch in München und Düsseldorf ging das Stellenangebot um rund 9 Prozent zurück - ähnlich wie in Berlin.

Wald: Hat sich die angespannte Lage am Stellenmarkt auf die Nutzung Ihres KI-gestützten Outplacement-Services ausgewirkt?
Grenz: Unser Outplacement-Service Talent Placement ist derzeit stark nachgefragt. Die meisten Arbeitgeber sind sich ihrer sozialen Verantwortung sehr wohl bewusst und möchten ausscheidende Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen. Dank des digitalen und KI-gestützten Ansatzes von Talent-Placement lassen sich die Kosten niedrig halten, sodass Unternehmen unseren Outplacement-Service für Angestellte aller Hierarchiestufen anbieten können. Bei klassischen - meistens sehr teuren - Angeboten kommen oft nur Führungskräfte in den Genuss eines Outplacements.

Wald: Wie wird sich der Stellenmarkt Ihrer Ansicht nach 2025 entwickeln?
Grenz: Ob wir bereits das Ende der Durststrecke erreicht haben, lässt sich im Januar 2025 noch nicht sagen. Die Entwicklung des Stellenmarktes im vierten Quartal 2024 stimmt mich aber vorsichtig optimistisch. Zwar wurden im Gesamtjahr 2024 rund 4 Prozent weniger Jobs ausgeschrieben als 2023, doch zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres lag die Anzeigenschaltung immerhin etwa 1 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

Wald: Wie verlief das Jahr 2024 für Ihr Unternehmen, die Index Gruppe?
Grenz: 2024 war für uns ein ganz besonderes Jahr: Wir haben gemeinsam mit Kunden und Mitarbeitern unser 30-jähriges Firmenjubiläum gefeiert. Und auch wirtschaftlich lief es gut. Trotz der angespannten Wirtschaftslage hat die Index Gruppe ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Unser Umsatz ist um mehr als 10 Prozent gestiegen.

Wald: Das ist beeindruckend. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Grenz: Unser Kernprodukt Index Anzeigendaten, die größte Stellenanzeigen-Datenbank Europas. Es ist ein geniales Vertriebssystem für ganz unterschiedliche Player am Markt. Zeitarbeitsfirmen und Personalberater finden in Index Anzeigendaten personalsuchende Firmen für ihre Kandidaten. Und Verlage und Jobbörsen können diese Unternehmen gezielt auf eine Anzeigenschaltung in ihrem Medium ansprechen.

Wald: Und ist die Index Gruppe auch vom Fachkräftemangel betroffen?
Grenz: Ja, auch wir spüren ihn. Aber wir gehen pragmatisch damit um, indem wir bei Bewerbern vor allem auf das richtige Mindset achten – insbesondere im Vertrieb. In diesem Jahr wollen wir unser Vertriebsteam weiter verstärken. Aus meiner 30-jährigen Erfahrung als Unternehmer weiß ich nur zu gut, dass sich Qualität nicht von selbst durchsetzt. Deshalb brauchen wir fähige Vertriebler, die unsere Produkte an den Mann und an die Frau bringen.

Wald: Was plant die Index Gruppe für das Jahr 2025? Stehen Veränderungen im Leistungsangebot an, und können Sie dazu schon etwas verraten?
Grenz: Für 2025 haben wir einiges in der Pipeline. Mit unserer Unternehmensberatung Index Business Innovation Consulting möchten wir noch mehr Personaldienstleistern dabei helfen, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und sie bei der Organisationsentwicklung unterstützen. Außerdem arbeiten wir an neuen leistungsstarken Funktionen für unser Vertriebssystem Index Anzeigendaten, beispielsweise im Bereich der Planung von Vertriebsaktivitäten und dem Active Sourcing.

Wald: Herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen und der Index Gruppe ein erfolgreiches Jahr 2025.
Grenz: Vielen Dank für das Gespräch. Auch Ihnen wünsche ich alles Gute.

Mein Gesprächspartner Jürgen Grenz ist CEO der Index Gruppe. Diese wurde 1994 gegründet und beschäftigt heute rund 200 Mitarbeiter. Als Spezialist für Stellenmarktentwicklung, HR-Marketing, Personalmarktforschung und Outplacement berät Index Unternehmen, Personaldienstleister, Verlage, Jobbörsen, öffentliche Einrichtungen und Verbände zu Personalthemen. Mit der Stellenanzeigen-Datenbank Index Anzeigendaten ist seine Unternehmensgruppe europäischer Marktführer in der Stellenmarktanalyse.

Dienstag, 24. Dezember 2024

Weihnachtsgruß 2024 - Wünsche für 2025



Wo Weihnachten ist,
ist immer gute Zeit und guter Wille.


Carl Anders Skriver 

Allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein an Erfolgen, Gesundheit und Freude reiches Jahr 2025. Mit diesen Wünschen verbinde ich den herzlichen Dank für die Zusammenarbeit und das Vertrauen im Jahr 2024.

Leipzig, Dezember 2024

Peter M. Wald

Dienstag, 26. November 2024

Es geht weniger um reine Inhaltsvermittlung, sondern Lernende sollten zum selbstständigen Lernen ermächtigt werden

Ganz besonders freue ich mich, dass ich die Bildungsexpertin Nele Hirsch für einen Input zum Christmas Special des HR Innovation Days am 3. Dezember 2024 gewinnen konnte. Auf die Bitte nach einem Statement im Vorfeld des Events, hat sie wie folgt geantwortet. In einer zunehmend vernetzten, digitalen und von KI geprägten Welt geht es in der Bildung immer weniger um reine Inhaltsvermittlung. Stattdessen sind pädagogisch tätige Menschen — egal ob im Bildungssystem, in Unternehmen oder in der Zivilgesellschaft — herausgefordert, Lernende zum selbstständigen Lernen zu ermächtigen, Räume für Kollaboration zu öffnen und Begeisterung für die Gestaltung von Veränderungen zu wecken.

Nele Hirsch ist Bildungswissenschaftlerin und Pädagogin in dem von ihr gegründeten eBildungslabor. Sie unterstützt und berät Schulen, Hochschulen, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und zivilgesellschaftliche Organisationen bei der Gestaltung von guter Bildung in einer zunehmend digital geprägten Gesellschaft. Ihre Schwerpunkte sind innovative Lernformate, kollaborative und kreative Lernmethoden, Open Educational Resources (OER), Künstliche Intelligenz (KI) und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Weitere Informationen finden sich unter https://ebildungslabor.de




Freitag, 22. November 2024

Oft habe ich das Gefühl, dass Unternehmen eigentlich gar keine Bewerbungen wollen!?

Im Vorfeld unseres Christmas Specials habe ich Henner Knabenreich, einen der Speaker des Events, gefragt, um was es in seinem Input geht. Er hat mir dazu Folgendes gesagt: 

Ich habe oft das Gefühl, dass Unternehmen eigentlich gar keine Bewerbungen wollen. Wie sonst ist es zu erklären, dass Karriereseiten schwer auffindbar sind, die Inhalte keine Selbstselektion ermöglichen und alle Stellenanzeigen gleich aussehen? Warum funktionieren Jobportale nicht und warum werden Interessenten durch Zwangsregistrierungen oder endlose Formularwüsten ausgebremst? Machen wir uns nichts vor: Mit mehr Wertschätzung und Achtsamkeit könnten Stellen schneller besetzt werden – auch ohne KI. In meinem Vortrag möchte ich Sie inspirieren, wie Sie mit Wertschätzung, Achtsamkeit und durchdachten Karriereseiten erfolgreicher im Recruiting werden können.

Weil er möchte, dass Arbeitgeber Bewerbern mit mehr Wertschätzung & Achtsamkeit begegnen, setzt sich Henner für eine bessere Bewerberwelt ein. Bereits 2003 entdeckte er seine Leidenschaft für Karriere-Websites, die er seitdem in Form zahlreicher Beratungsprojekte, als Autor des weltweit ersten Buches zu Karriereseiten und als Blogger, Speaker und Coach auslebt. Stets hinterfragt er den Status quo, legt schonungslos den Finger in die Wunde und sagt, was er denkt – und nicht, was die Allgemeinheit hören will. Er ist unter hennerknabenreich.de und über personalmarketing2null.de zu erreichen.




Mittwoch, 20. November 2024

Faire und transparente Vergütungsstrukturen - Wie geht es weiter mit dem Thema Entgelttransparenz?

Im Vorfeld des Christmas Specials des HR Innovation Days 2024 werde ich in den nächsten Tagen die Speaker = Workshop-Hosts kurz zu Wort kommen lassen. Heute eine kurzes Statement von Philipp Schuch, dem CEO und Gründer der Gradar GmbH, der den Themenbereich Entgelttransparenz und die praktische Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren wird.  

Die Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet jedoch gleichzeitig eine große Chance, faire und transparente Vergütungsstrukturen zu etablieren. In meinem Beitrag auf dem HR Innovation Day - Christmas Special werde ich aufzeigen, wie Unternehmen die Richtlinie als Hebel nutzen können, um Vertrauen und Gleichberechtigung in der Arbeitswelt zu fördern. Dabei diskutiere ich praktische Ansätze und innovative Lösungen, die nicht nur Compliance gewährleisten, sondern auch die Arbeitgebermarke stärken.

Philipp gründete im Jahr 2014 das HR-Tech-Startup QPM GmbH. Hier hat er mit seinem Team das Stellenbewertungssystem www.gradar.com entwickelt und mittlerweile mit großem Erfolg auch international etabliert. So gehören derzeit zu seinem Team knapp 20 Mitarbeitende, die in 4 Ländern tätig sind. Philipp ist zudem Fellow des Center of Evidence Based Management www.cebma.org.

Donnerstag, 14. November 2024

Endlich wieder ... Christmas Special des HR Innovation Days am 3. Dezember 2024 in Leipzig

Es ist endlich an der Zeit wieder eine Tradition aufzunehmen. Worum geht es? Um den HR Innovation Day der in Vor-Corona-Zeiten häufig und dann letztmalig im Jahr 2022 stattfand. Dieses Informations- und Diskussionsformal für interessierte junge und ältere HR Professionals erfährt jetzt eine Neuauflage. Und diesmal wie bereits 2019 als „kleines“ Christmas Special





















Von wem kommt der nötige Input? Ich freue mich sehr, dass ich 3 Speaker für die Mitwirkung und als Hosts für Diskussionsrunden gewinnen konnte. Mit Nele Hirsch (eBildungslabor), Henner Knabenreich (https://hennerknabenreich.de/und Philipp Schuch (gradar GmbH) stehen kompetente Impulsgeber für aktuelle Fragen auf folgenden Gebieten zur Verfügung. 
  • Was prägt aktuelles und künftiges Lernen in den Unternehmen
  • Wie steht es um Erfolge und Fehlentwicklungen im Recruiting
  • Was heißt Entgelttransparenz und was bedeutet dies für die Unternehmen? 
Weitere Details zum Event folgen in den nächsten Tagen. 

Und hier ist er - der LINK zur Anmeldung via Eventbrite. 

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Großes Interesse an Weiterbildung zum Thema KI - Einblicke in aktuelle BITKOM-Weiterbildungsstudie

Das Thema Weiterbildung aka Lernen bzw. Upskilling ist derzeit berechtigterweise in aller Munde. Ohne eine erfolgreiche Weiterbildung bzw. die Vermittlung derzeit und künftig relevanter Skills dürfte es Unternehmen und Organisationen nicht gelingen, die Herausforderungen der laufenden technischen Entwicklungen erfolgreich zu bewältigen. Hier stehen vor allem die sich aus der Digitalisierung und durch die zunehmende Anwendung von KI-Lösungen ergebenden Anforderungen im Mittelpunkt. In diesem Kontext liefern Studien interessante Einblicke und Impulse für alle Akteure, die sich mit diesen Themen erfolgreich auseinandersetzen wollen. 

Ich freue mich sehr, dass ich in diesem Zusammenhang Herrn Michel Achenbach, den Leiter der Bitkom Akademie, für ein Gespräch zu der kürzlich herausgegeben Weiterbildungsstudie gewinnen konnte.


Wald: Könnten Sie die Bitkom Akademie kurz vorstellen?
Achenbach: Die Bitkom Akademie ist die erste Adresse für die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften in einer digitalisierten Arbeitswelt und das seit 2005. Wir bieten jährlich über 350 Weiterbildungen in Bereichen wie Digitale Transformation, KI & Daten, IT-Sicherheit, Datenschutz, Recht & Regulierung und mehr an. Neben standardisierten Formaten unterstützen wir Unternehmen mit maßgeschneiderten Lösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Digitalisierungsprojekte angepasst sind.

Wald: Zur aktuellen Weiterbildungsstudie: Welche Unternehmen haben Sie befragt? Können hier Schwerpunkte hinsichtlich der Tätigkeiten der Befragten benannt werden?
Achenbach: Für die Studie haben wir 1.070 Berufstätige aus verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen in Deutschland befragt. Besonders Führungskräfte und Mitarbeitende, die sich mit der Digitalen Transformation ihrer Unternehmen auseinandersetzen, waren stark vertreten.

Wald: Gibt es bei den Ergebnissen Schwerpunkte, die Sie hervorheben möchten?
Achenbach: Besonders auffällig ist das starke Interesse an Weiterbildungen im Bereich Künstliche Intelligenz. 71 % der Führungskräfte und mehr als die Hälfte aller Befragten haben KI als wichtiges Thema im Bereich Weiterbildung angegeben. Wir haben in der Studie gemerkt, dass die Mehrheit der Teilnehmenden verstärkt Schulungen in der Anwendung von KI wünscht - KI soll also alltäglicher Bestandteil der Arbeit werden.

Wald: Erstaunt hat mich, dass jeder fünfte Befragte keine Vorstellung davon hat, was seine berufliche Weiterentwicklung angeht. Wo liegen hier die Gründe? Und welche Aufgaben entstehen daraus für die Unternehmen?
Achenbach: Die Gründe liegen oft in mangelnder Orientierung und fehlender Beratung durch den Arbeitgeber. Unternehmen müssen klare Entwicklungspfade aufzeigen und proaktiv Weiterbildungsangebote bereitstellen, um Mitarbeitende besser zu unterstützen und zu motivieren.

Wald: Erkennbar ist das große Interesse der Befragten an Weiterbildung zum Themenbereich KI. Welche Formate bieten sich hier besonders zur Wissensvermittlung an?
Achenbach: Besonders beliebt sind Webinare mit interaktiven Elementen sowie KI-gestützte Trainingsformate. Auch Micro-Learning und Blended Learning, bei denen Präsenz- und Online-Einheiten kombiniert werden, eignen sich hervorragend zur Vermittlung von KI-Kenntnissen. 75 % aller Teilnehmenden nimmt sich Zeit, um selbstständig lernen zu können. Die Lernformate müssen also eine individuelle Lerngeschwindigkeit und auch Unterbrechungen ermöglichen.

Wald: Auch meine Studierenden fragen mich oft danach, wie eine sinnvolle Integration von KI in Weiterbildungsmaßnahmen aussieht. Haben Sie hier vielleicht ein konkretes Beispiel?
Achenbach: Ein gutes Beispiel wäre der Einsatz von KI-basierten Lernbegleitern, die den Lernenden personalisiertes Feedback geben und sie durch die Inhalte führen. Diese Technologien helfen, Lerninhalte interaktiv und effizient zu vermitteln. Übrigens gehen unsere Studienteilnehmenden zu 2/3 davon aus, dass KI bald als Standard in Trainings implementiert ist.

Wald: Erstaunt hat mich der deutlich ausgeprägte Wunsch der Befragten nach Weiterbildungsmaßnahmen mit Prüfung und Leistungsnachweis. Gibt es dafür Gründe?
Achenbach: Viele Berufstätige schätzen es, ihre neu erworbenen Fähigkeiten durch einen offiziellen Nachweis bestätigt zu bekommen, da dies oft für die berufliche Weiterentwicklung von Bedeutung ist. Es geht auch um das Gefühl, dass die investierte Zeit und Mühe einen konkreten Abschluss haben. Das ist auch ein besonderes Phänomen im deutschsprachigen Raum. Zertifikate und Nachweise sind hier grundsätzlich immer gefühlt wichtiger als bspw. in den USA.

Wald: Ein von mir oft erwähntes Thema ist das arbeitsintegrierte Lernen. Wie kann es aus Ihrer Sicht gelingen, Gelerntes aus der Weiterbildung erfolgreich im Arbeitsalltag anzuwenden?
Achenbach: Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist hier entscheidend. Formate wie Lernspiele oder KI-gestützte Trainings ermöglichen es, das Gelernte unmittelbar im Arbeitskontext anzuwenden.

Wald: Hervorgehoben wurde in der Studie auch, dass oft im Job bzw. im Austausch mit anderen gelernt wird. Wie gelingt es Unternehmen und Führungskräften, hierfür die richtigen Bedingungen zu schaffen?
Achenbach: Unternehmen sollten Plattformen und Gelegenheiten für den Wissensaustausch schaffen, etwa durch regelmäßige Teammeetings, Innovations-Workshops oder interne Lernplattformen. Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle, indem sie selbst als Vorbild agieren und aktiv die Weiterbildung ihrer Teams fördern. Immerhin 20 % der Studienteilnehmenden würden bei der Auswahl einer Weiterbildung einer KI vertrauen, statt ihrer Führungskraft.

Wald: Oft stehen die Akteure der Weiterbildung in den Unternehmen unter einem besonderen Kostendruck. Was würden Sie den Kritikern einer modernen Weiterbildung entgegnen?
Achenbach: Weiterbildung sollte nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition in die Zukunft betrachtet werden. Studien zeigen, dass Unternehmen mit starker Lernkultur langfristig innovativer und wettbewerbsfähiger sind.

Wald: Haben Sie vielleicht Tipps, wie sich gerade den kleineren Unternehmen der Nutzen einer systematischen und kontinuierlich angelegten Weiterbildung vermitteln lässt?
Achenbach: Gerade kleine Unternehmen können von maßgeschneiderten und kosteneffizienten digitalen Lernformaten profitieren. Es lohnt sich, den Mitarbeitenden Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die sich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren lassen.

Wald: Ein wichtiges Thema für mich ist die besondere Betrachtung der Anforderungen an die Weiterbildung im Bereich der Blue Collar- bzw. Deskless Work. Liefert die Studie auch hier Einblicke?
Achenbach: Ja, wir sehen hier einen zunehmenden Bedarf, Weiterbildung auch für Mitarbeitende ohne festen Schreibtisch zu ermöglichen. Digitale und mobile Lernformate, wie Micro-Learning, sind hier der Schlüssel, um diese Zielgruppe zu erreichen und ihnen den Zugang zu Weiterbildungsangeboten zu erleichtern.

Wald: Herzlichen Dank für dieses informative Gespräch. Ich wünsche Ihnen und der Bitkom Akademie weiterhin viel Erfolg.
Achenbach: Vielen Dank, es war mir eine Freude!

Mein Gesprächspartner Michel Achenbach ist Leiter der Bitkom Akademie. Die Bitkom Akademie bietet seit 2005 Weiterbildungsformate von Fach- und Führungskräften zu IT-Themen und digitalen Trends an. Michel Achenbach verantwortet die unterschiedlichen Weiterbildungsformate der Bitkom Akademie und ist insbesondere für die Entwicklung neuer Schulungskonzepte zuständig. Er hat einen politikwissenschaftlichen Hintergrund und war zuvor bei einer anderen Weiterbildungseinrichtung sowie einer Public Affairs Agentur tätig.