Recruiting-Studie von Promerit - "Zufriedenheit trotz massiver Probleme" (Bereich Recruiting mit Fokus auf den Mittelstand)
Im Rahmen der Studie „Recruiting in Deutschland 2013 – Erfolgsfaktoren und Strategien für die Zukunft des Mittelstands“ wurden 174 Recruitingverantwortliche aus dem Mittelstand befragt. Die Studie wurde von Promerit im Juni 2013 gemeinsam mit der Zeitschrift Personalwirtschaft und den Partnern Mercuri Urval, Stepstone und Westpress durchgeführt. Interessant ist, dass mit dieser Studie Fragen des Index Personalmarketing-Reports 2013 (Teil 2 der Posts zu Studien) erneut aufgenommen und zum Teil auch beantwortet werden können. Einige Aussagen der Studie gehen auch über reine Recruitingfragen hinaus. Bei der folgenden Zusammenfassung beziehe ich auch den Beitrag zu rStudie aus dem Septemberheft der Zeitschrift Personalwirtschaft ein.
Die befragten Unternehmen "kämpfen" um die Besetzung offener Stellen. 62,3% konnten 2012 nicht alle ausgeschriebenen Stellen besetzen. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern, sind es sogar 73,1%. Etwa 23% der Unternehmen konnten mehr als zehn Prozent der Vakanzen im Jahr 2012 nicht besetzen. So verwundert es nicht, dass die Hälfte der Recruitingverantwortlichen aus dem Mittelstand mit ihren eigenen Prozessen unzufrieden ist! Defizite bei den Recruitingprozessen sind in erster Linie bei der Strategie, Steuerung und technischer Unterstützung erkennbar. 56% der Unternehmen bewerten Recruitingprozesse nicht mit Hilfe von klar definierten Kennzahlen. Recruiting-Prozesse werden zwar IT-unterstützt, aber nicht mittels professioneller Recruitingsoftware, sondern mit MS-Office-Tools oder mit handgestrickten Lösungen. Rund zwei Drittel der einbezogenen Unternehmen verfügen über keine eigene HR-IT-Strategie. Deshalb ist eine Verbindung des Recruitings mit anderen HR-Prozessen wie Personalentwicklung oder -planung nicht möglich.
Schlechte Recruitingprozesse beeinflussen auch das Arbeitgeberimage. Die Studie macht deutlich, dass Qualitätsdefizite beim Recruiting mit schlechten Resultaten im Hinblick auf Einstellungen, Zeit und Qualität korrelieren: In 31,5% der befragten Unternehmen springen Kandidaten im laufenden Prozess ab. Zu den Gründen, dass es nicht zu einer Stellenbesetzung gekommen ist, zählen die befragten Unternehmen, dass es Bewerbern an Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit fehlt (47%), die Gehaltsforderungen zu hoch sind (44,6%) oder dass sich insgesamt zu wenig geeignete Kandidaten beworben haben (43,5%). Hinzu kommt bei 31% der Bewerber die fehlende Berufserfahrung. Es ist auch deutlich geworden, dass Kandidaten häufig von sich aus absagen, weil bessere Alternativen vorliegen (31,5%). Dies verweist nicht zuletzt auch auf die mangelnde Qualität der Recruitingprozesse. Lt. Axel Singler (Promerit) bringen diese schlechten Prozesse weitreichende negative Effekte mit sich, weil die Kandidaten nicht zwischen der Qualität im Bewerbungsprozess und der Qualität des Unternehmens als Arbeitgeber unterscheiden. Um hier in Zukunft erfolgreicher zu werden, halten die Unternehmen die folgenden Themen für sehr wichtig: Active Sourcing (76%), Stellenanzeigen/Kandidatenansprache in sozialen Netzwerken (67%) und Talent Relationship Management (Bindungsprogramme - 66%).
Die Presseinformationen zur Studie findet sich unter dem folgenden Link
Promerit bereitet im Moment die Veröffentlichung der detaillierten Studie vor und wird die Ergebnisse auch im Rahmen eines Webinars vorstellen.
Ein kleines Fazit: Die Vielzahl von Studien im Bereich Rekrutierung (u. a. von Hays, Index, Promerit) lässt m. E. deutliche Schwächen der Unternehmen bei der Rekrutierung erkennen. Insbesondere die mittelständischen Unternehmen verdrängen offensichtlich (noch!) mit großem Erfolg die komplizierter werdenden Herausforderungen bei der Rekrutierung. Stellenanzeigen sind nach wie vor beliebt und werden gern genutzt. Trotz erkennbarer Probleme existiert abgesehen von den großen Unternehmen keine erkennbare Rekrutierungs-Strategie, durchgeführte Maßnahmen werden nicht bewertet bzw. mit Kennzahlen gemessen. Auch ein systematisches Qualitätsmanagement ist nicht sichtbar. Je näher der Abschluss des Rekrutierungsprozesses rückt umso unsicherer und unsystematischer agieren die Unternehmen. Offensichtlich fällt es vielen Unternehmen sehr schwer zu verstehen, wie wichtig eine "gute" Rekrutierung für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg ist und wie damit auch das Image des Unternehmens geprägt wird.
Rochus-Mummert-Studie "Chefs meiden die Meinung der Mitarbeiter"
(Bereich Führung)
Die prägnanten Schlagzeilen "Wenn der Chef Angst vor der Wahrheit hat" oder "Viele Führungskräfte leben im Feedback-Vakuum" haben mich aufhorchen lassen. Eine Studie zu Führungsfragen bei der Vielzahl der Rekrutierungsstudien! Leider gibt es nicht sehr viele Informationen zu dieser interessanten Studie. Nur soviel: Sie trägt den Titel „Einfluss des HR-Managements auf den Unternehmenserfolg“ und basiert auf den Ergebnissen eines HR-Panels von Rochus Mummert. Dieses Panel gehört zum sogenannten PIPS-Projekt (Profit Impact of Personnel Strategies - Einflüsse des HR-Managements auf personalwirtschaftliche Vorsteuergrößen - entwickelt von Prof. Dr. Martin/Hochschule RheinMain). Derzeit nehmen regelmäßig ca. 40 HR-Führungskräfte aus meist größeren mittelständischen Unternehmen teil. Doch zur Studie: In ihr wird die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter beklagt und an der Scheu der Unternehmen vor Beurteilungen der Manager durch ihre Mitarbeiter festgemacht. Schön erkennbar an der Schlagzeile "60 Prozent der Chefs scheuen das Urteil der eigenen Mitarbeiter". Den Verantwortlichen dieser Studie ist - auch aus meiner eigenen Erfahrung - zuzustimmen. Bei Mitarbeiterbefragungen geht es noch viel zu selten um eine Einschätzung des Führungsverhaltens. Dinge wie 360-Grad-Audits oder regelmäßige Bewertungen der Führungskräfte durch die Mitarbeiter werden nur sehr zaghaft praktiziert. Oft liegen die betreffenden Beurteilungen lange zurück. Demgegenüber benötigen moderne Unternehmen regelmäßig die Meinung bzw. die Einbindung ihrer Mitarbeiter für die Entwicklung einer modernen Führungs- und Leistungskultur, für ein hohes Engagement und die anhaltende Bindung der Mitarbeiter.
Die Informationen zur Studie sind unter dem folgenden Link ladbar
Informationen zur Studie
Rundstedt-Studie "Alles nicht ganz so schlimm - Führungskräfte agieren wertschätzend - aber trotzdem wollen 1/3 der Mitarbeiter wechseln!?"
(Bereich Mitarbeiterbindung/Führung)
Die Erhebung "Talents & Trends wird von Rundstedt regelmäßig durchgeführt. Rundstedt befragt gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG rund 1.000 Männer und Frauen. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der repräsentativen Verteilung der deutschen Bevölkerung. Die letzte Online-Erhebung fand im Juli 2013 statt. Im Zentrum der Studie standen die derzeit oft diskutierten Faktoren der Mitarbeiterbindung. Interessant ist die Feststellung, dass fast jeder Dritte der Befragten einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung zieht. Erstaunt hat mich deshalb, dass mehr als 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer ihr Verhältnis zu den Führungskräften, als positiv und wertschätzend beschreiben. Rund 50 Prozent der Befragten äußern, dass ihr Arbeitgeber darauf achte, dass Arbeitsatmosphäre und -klima im Unternehmen gut und kollegial sind. Andere Faktoren der Mitarbeiterbindung werden jedoch offensichtlich kritischer wahrgenommen. Zum Beispiel der Bereich Work-Life-Balance: 44 Prozent der Befragten berichten, dass die Arbeitgeber auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben achten. Demgegenüber sagt fast jeder Vierte, dass dies in seinem Unternehmen nicht zutrifft.
Weitere Informationen sind unter dem nachfolgenden Link erhältlich:
Informationen zur Studie
Erst einmal danke ich für die Aufmerksamkeit. Ich werde auch weiterhin über interessante Studien berichten. Mein Fokus wird jedoch in erster Linie auf Aussagen zur Situation bei der Führung von Mitarbeiter/-innen liegen. Für Hinweise bin ich dankbar.
Freundliche Grüße aus Leipzig
Peter M. Wald
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