Wald: Was sollten Unternehmen bzw. die Personalverantwortlichen ändern, um diese Erkenntnisse umzusetzen? Wo sehen Sie die größten Potenziale?
Sebastian: Es gibt riesige Potenziale nach dem was wir erleben. Und zwar in allen Unternehmen. Die Schlagworte, um die es letztendlich geht, sind jedem HR mehr als bekannt. Vorab sollte jedoch klar sein was genau das Ziel ist. Wollen wir ältere und jüngere Mitarbeiter an das Unternehmen binden oder neue Mitarbeiter gewinnen und sie dann eng an uns binden? Was ist unsere Einstellung zum Thema „Alter“? Wie berücksichtigen wir die Frage des „älter Werdens“ der Belegschaft im Rahmen unserer Personalentwicklung wirklich? Meine Erfahrungen dazu sind, gelinde gesprochen, aufrüttelnd. Auf die Frage „Was befürchten Sie wenn sich ein Mensch mit 50+ bei Ihnen für eine Weiterentwicklungsmaßnahme bewirbt?“ geben mir Personalverantwortliche teilweise menschenverachtende Antworten. „Der ist doch nicht mehr wirklich flexibel und den Belastungen nicht gewachsen. Da investiere ich mehr als ich zurück bekomme, mit seinem Altersstarsinn versaut der mir jede Maßnahme.“ Hier ist ein nachhaltiges Umdenken in einigen Köpfen notwendig, dafür bietet die moderne Hirnforschung exzellente Tools zur nachhaltigen mentalen Neubewertung von Einstellungen und Grundsätzen. Weiterhin stellt sich für mich aktuell immer wieder die Frage, welche Methoden und Herangehensweisen gibt es noch um Menschen für sich oder für eine Vision zu gewinnen und intrinsisch motiviert den Anforderungen und Anweisungen folgen? Um diese Frage zu beantworten braucht es aus unserer Sicht eine gut überlegte Erfassung der intrinsischen Bedürfnisse von Mitarbeitern und eine klare Vorstellung, wie an diesen zielgerichtet und gewinnbringend gearbeitet werden kann. Erst die klare Berücksichtigung der Bedürfnisse führen zu einer deutlichen Verbesserung der Mitarbeiterbindung und zu einer nachhaltigen Steigerung der Performance. Damit wird klar: In den Mitarbeitern selbst steckt mit Anstand das größte Potential! Diese gilt es zu entdecken, zu heben, wertzuschätzen, auszubauen, zu entwickeln und im Interesse einer gesunden Unternehmenskultur im Alltagsgeschäft umzusetzen. Der Startpunkt dafür sind die Führungskräfte selbst, denen es in Deutschland oftmals an Authentizität, Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Inspiration, Halt und gesunder Autorität schlichtweg fehlt. Aber all das ist ein Leben lang erlernbar, das zeigen die aktuellen Erkenntnisse der Neurowissenschaften.
Wald: Welche Erfahrungen haben Sie bislang bei der praktischen Umsetzung gemacht? Wo sehen Sie Positives, wo „hängt“ es?
Sebastian: Zunächst einmal waren wir selbst erstaunt wie die Methoden und Techniken der modernen Hirnforschung und das Wissen darum von den Teilnehmern wahrgenommen werden und wie dankbar sie für diesen innovativen Stil sind. Die Resonanz bei den vielen Teilnehmern war oft ehrliches Staunen. Darüber hinaus fällt immer wieder auf, dass ein gutes valides Erklärungsmodell großen Anteil am Erfolg unserer Seminare hat. Menschen wollen nachvollziehbar verstehen, was die Hintergründe sind. Denn es sitzen ja erfahrene Führungskräfte oder Mitarbeiter in unseren Seminaren, mit eigenen Vorstellungswelten, Biografien, Wünschen und Bedürfnissen. Auch wenn das manche Trainer nicht glauben wollen: So lange ein Teilnehmer noch atmen kann, hat dieser auch ein funktionierendes Gehirn. Wenn der Coach und Trainer dann noch um die elementaren didaktischen und methodischen Grundprinzipien des Lernens bei Erwachsenen weiß, dann macht die Umsetzung der Methoden im beruflichen Alltag spürbar Spaß. Letztendlich hängt es immer dann, wenn Menschen nicht offen sind für Neues. Wenn Teilnehmer erwarten ein Zeitmanagement-Seminar wie vor 10 Jahren zu erleben oder Yoga-Stellungen zu erlernen, die zwar zum Gelächter, aber nicht zu einem nachhaltigen Umdenken im Kopf führen, das können wir leider nicht bieten. Nach dem was wir erleben hängt es auch schon mal von den Personalverantwortlichen, der Unternehmensführung oder den Betriebsräten ab, die uns zwar immer wieder versichern, dass ein Interesse an innovativen Konzepten besteht, jedoch nicht über ihre eigenen Vorstellungen springen können. Dann werden doch wieder alte Themen wiederholt und Motivation an glühenden Kohlen und Feuerstellen trainiert.
Wald: Könnte das von Ihnen betriebene integratives Neurocoaching zum Erfolg beitragen? Und: Was ist unter diesem Begriff zu verstehen?
Sebastian: Natürlich trägt Integratives Neurocoaching zum Erfolg in Unternehmen bei. Sonst würde ich es ja nicht betreiben und damit mein Geld verdienen. Wem es gelingt, die geistigen, seelischen und körperlichen Potenziale von Mitarbeitern personalisiert und wertschätzend im Interesse gemeinsamer Ziele und Werte zum Aufblühen zu bringen, der wird sich am Markt als einer der Stärksten und Besten durchsetzen. Integratives NeuroCoaching ist ein praxisorientiertes, auf die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmtes, hoch effizientes Entwicklungs- und Trainingskonzept, welches auf den aktuellen Erkenntnissen der Hirnforschung und Neurowissenschaften beruht. Ziel ist es, die auf Lern- und Anpassungsprozessen beruhende Widerstandskraft und Festigkeit (epigenetische Resilienz), Elastizität und Zähigkeit (Hardiness) sowie geistige und emotionale Selbstregulation, intrinsische Motivation und Volition eines Menschen individualisiert und dauerhaft zu stärken und weiter zu entwickeln. Die am Proventika Institut IAH entwickelten Coaching-Tools sind im Alltag schnell erlern- und umsetzbar, nutzen konsequent das aktuelle Wissen über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und dessen gegenseitige Wechselwirkung mit den aktuellen intrinsischen und extrinsischen Umweltbedingungen. Die hohe Wirksamkeit und Effizienz beruhen auf der Stimulation der Neuroplastizität. Die damit einhergehenden spezifischen Veränderungen innerhalb neuronaler Netzwerke schließen synaptische Neubildungen und Neurogenese-Prozesse ein. Diese Prozesse führen zu schnellen und dauerhaften Re-Konsolidierungen und zur Bildung neuer neuronaler Strukturen. Auf diesem Wege wird eine dauerhafte Blockade, Anregung und Festigung von Modulations- und Bahnungsprozessen im menschlichen Gehirn erzielt, in deren Ergebnis erwünschte Modifikationen individueller Einstellungs-, Motivations-, Erlebens- und Verhaltensmuster von Menschen gezielt möglich sind. Integratives NeuroCoaching folgt dabei einem interdisziplinären, systemischen Denk- und Erfahrungsansatz, der auf aktuelle Erkenntnisse verschiedener Fachdisziplinen wie u.a. der Neurologie, Neurobiologie, Kognitiven Neuro- und Verhaltenswissenschaften, der positiven Psychologie, Medizin, Biochemie, Genetik, Informatik und der Kybernetik basiert.
Wald: Eine Frage zum Schluss. Warum nehmen Sie am HR Innovation Day teil?
Sebastian: Die neuen Erkenntnisse der Hirnforschung und deren Umsetzung im Alltag begeistert mich seit über 10 Jahren. Der HR Innovation Day gibt mir die Möglichkeit, meine gesammelten Erfahrungen an interessierte Entscheider und Persönlichkeiten vermitteln zu können. Ich freue mich sehr auf den fachlichen und praktischen Austausch mit den Teilnehmern. Und das noch in meiner Geburtsstadt Leipzig! Weiterhin haben Sie mit Ihrer persönlichen Ansprache einen Anteil meiner intrinsischen Bedürfnisse wecken können, so das verschiedene motivationale Erregungsmuster, gepaart mit erwartungsvollen Empfindungen, in meinem Gehirn stimuliert und zu einer Vorfreude und einem lustvollen Handeln geführt haben. Kompliment an Sie!
Wald: Herzlichen Dank für das Gespräch. Auf Ihren Beitrag und die Diskussionen freue ich mich sehr.
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Basierend auf den aktuellen Studien der Neurowissenschaften und Hirnforschung, bietet Dr. Sebastians Ansatz des integrativen Neurocoachings praktische Anwendungen für den Alltag, die er allgemeinverständlich sowie praxisbezogen in Vorträgen und Seminaren vor allem in den Bereichen Resilienz (Widerstandskraft), emotionale und kognitive Selbstkontrolle, Selbstmanagement sowie authentisch-emphatische Kommunikation und Interaktion im Alltag vermittelt. Aufgrund seines enthusiastisch-einfühlsamen Vorgehens ist Dr. Sven Sebastian in der Lage, seine Teilnehmer für eine ehrliche Selbstreflexion ihrer Persönlichkeit zu begeistern, um davon ausgehend bestehende Entwicklungspotenziale systemisch zu ermitteln, eigene Ängste und Defizite zu erkennen und zu blockieren sowie seine mentalen und physischen Fähigkeiten und Fertigkeiten gezielt zur Entfaltung zu bringen. Dr. Sven Sebastian setzt seine Erkenntnisse und Erfahrungen konkret in der Unternehmensführung, Personalentwicklung bzw. im Projektcoaching und -management um und blickt dabei auch auf seine eigenen langjährigen Erfahrungen in der Wirtschaft und Pharmaindustrie zurück.
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