Dienstag, 26. März 2013

Die Wollmilchsau, Mobile Recruiting und mehr

Jan Kirchner von atenta

Gestern stellte atenta die "Mobile Recruiting Studie 2013"vor. Darin werden 160 renommierte Unternehmen auf ihre "Mobile Recruiting Readiness" hin untersucht. Neben den umfassenden empirischen Informationen gehören zur Studie auch ausführliche Handlungsempfehlungen. Die Veröffent- lichung dieser Studie ist für mich eine gute Gelegenheit, ein Gespräch mit Jan Kirchner zu führen. Er ist neben seinem Geschäftspartner Alexander Fedossov Hauptautor der Studie und zählt zu den bekanntesten HR-Bloggern in Deutschland.

Wald: Schön, dass es endlich mit einem Gespräch klappt. Bevor wir zur Studie kommen, vielleicht einige Fragen an den Blogger Kirchner. 
Kirchner: Gern.

Wald: Sehr, sehr viele kennen den Blog Wollmilchsau. Wer steckt dahinter?
Kirchner: Die Wollmilchsau ist das Corporate Blog unserer auf Employer Branding und Personalmarketing im Social Web spezialisierten Digitalagentur atenta.  Mit atenta unterstützen wir Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Facebook-Karrierepages, Mitarbeiterblogs, mobilen Karriere-Apps und anderen Social Recruiting Kampagnen. Die Erkenntnisse, die wir dabei gewinnen, veröffentlichen wir dann in der Wollmilchsau, um Personaler mit Ideen, Best Practices und aktuellem Zahlenmaterial zum Online-Personalmarketing zu versorgen. Die Artikel schreiben vor allem mein Geschäftspartner Alexander Fedossov, unser Kreativkopf Tobias Kärcher und ich.

Wald: Wie wird man zum Blogger und wie ist der Name "Wollmilchsau" entstanden?
Kirchner: Zum Bloggen sind wir 2008 gekommen. Damals haben wir als Personal- berater mit atenta noch selbst Fach- und Führungskräfte aus dem Ingenieur-, IT- und Medizinbereich rekrutiert. Die Ansprüche der Kunden erinnerten dabei regelmäßig an das Sprichwort von der eierlegenden Wollmilchsau und so war der Name des Blogs geboren. Kurz darauf schrieben wir dann das Active Sourcing-Handbuch "Online-Personalsuche" und begannen Software für die Personalsuche im Social Web zu entwickeln, u.a. die Twitter-Jobsuchmaschine "jobtweet" und das Facebook und Social Media Recruiting Tool "jobspreader". Unsere Erfahrungen daraus haben wir dann regelmäßig verbloggt und das tun wir bis heute.

Wald: Welchen Sinn macht es aus Ihrer Sicht, über HR-Themen zu bloggen? Welchen besonderen Nutzen sehen Sie hier?
Kirchner: Eines unserer Hauptziele beim Bloggen ist die Aufklärung über die Möglichkeiten die das Social und Mobile Web für Employer Branding und Personal- marketing bieten. Denn auch wenn man sich das heute nur schwer vorstellen kann, wurde Social Recruiting aufgrund des damit verbundenen Paradigmenwechsels in der HR-Kommunikation zu Anfang sehr skeptisch betrachtet und von den einschlägigen Fachzeitschriften lange ignoriert. Diese Informationslücke wollten wir mit der Wollmilchsau schließen.
Darüber hinaus ist ein Blog natürlich auch ein mächtiges Marketingtool, da man mit interessierten Menschen ins Gespräch kommt und potentielle Kunden sich vorab ein Bild der Kompetenz unserer Agentur machen können. Es dient also auch als Gesprächs- und Vertrauensgrundlage und befähigt uns dazu unsere Kunden mit Social Media Marketing Erfahrungen aus erster Hand zu versorgen.

Wald: Offen gesagt, überwiegt bei mir nach wie vor die Skepsis was das Mobile Recruiting betrifft. Hier sehe ich eher eine mobile Information, der dann die klassische  Bewerbung folgt. Wie können Sie mich von der Eigenständigkeit des Mobile Recruiting überzeugen?
Kirchner: Das möchte ich gar nicht ;-). Mobile Recruiting ist einfach die konsequente Verlängerung des Online-Personalmarketings ins Mobile Web. Die Notwendigkeit dazu ergibt sich aus den veränderten Nutzungsgewohnheiten, die der Smartphone- und Tablet-Boom der letzten Jahre ausgelöst hat. So suchten laut der Studie "Our Mobile Planet: Germany" schon vor einem Jahr 14 Prozent der mobilen Google-Nutzer nach Stellenanzeigen und in der Schweiz, die Deutschland bei der Mobile-Adaption ja um einiges voraus ist, waren es sogar 25 Prozent. Seitdem sind in Deutschland weitere 20 Millionen Smartphones verkauft worden und bis zum Jahresende 2013 werden es noch einmal so viele sein. Das diese Entwicklung automatisch dazu führt, dass immer mehr Menschen ihre "Informationsgeschäfte" über mobile Geräte abwickeln, liegt auf der Hand. Bei ebay erfolgten im Dezember fast 50 Prozent der Zugriffe mobil, also die Hälfte des Weihnachtsgeschäfts. Und soeben hat mir der Geschäftsführer einer großen Jobbörse aus dem DACH-Raum erzählt, das inzwischen 20 bis 30 Prozent der Zugriffe von mobilen Endgeräten stammen.

Wald: Beeindruckende Zahlen. Nun zur vorliegenden Studie. Sie sprechen von einem vernichtenden Ergebnis. Warum?
Kirchner: Wir haben in der Mobile Recruiting Studie die 160 Unternehmen aus DAX, TecDAX, MDAX und SDAX analysiert, also die Spitze der deutschen Wirtschaft. Da viele von ihnen Technologie in die ganze Welt exportieren, sollte man erwarten, dass sie technologischen Trends besondere Aufmerksamkeit schenken. Als vernichtend haben wir das Ergebnis deshalb eingestuft, weil die Studie gezeigt hat, dass diese Spitzenunternehmen den mobilen Trend im Recruiting bisher komplett verschlafen haben. So waren 7 Prozent der untersuchten Karriere-Webseiten über mobile Geräte gar nicht aufrufbar. Von den verbleibenden 93 Prozent mobilfähiger Karriere-Webseiten waren gerade einmal 7 Prozent für die Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert, das Gros der erreichbaren Karriere-Webseiten ist mobil also nicht (vernünftig) nutzbar. Und wer jetzt wohlmeinend in Betracht zieht, dass die Anpassung von (Karriere-)Webseiten an "neue" Technologien bei größeren Unternehmen eben seine Zeit braucht, wird spätestens bei der Feststellung enttäuscht, das lediglich 4 Prozent als Alternative eine mobile Karriere-App mit Basisinformationen zum Unternehmen und den offenen Stellen anbieten.

Wald: Was sind darüber hinaus weitere Kernaussagen Ihrer Studie?
Kirchner: Die wichtigsten Kernaussagen habe ich bereits genannt. Bei der Betrachtung der einzelnen Indizes hat uns persönlich sehr überrascht, das in der Gruppe der TecDAX-Unternehmen keine einzige Karriere-Webseite mobiloptimiert war. Immerhin sind hier Unternehmen wie die United Internet AG, die Software AG und Xing gelistet. Hier ist es besonders schwer nachzuvollziehen, das ein so wichtiger Trend ignoriert wird.

Wald: Was könnte aus Ihrer Sicht nach dem Mobile Recruiting kommen?
Kirchner: Soweit sind wir noch nicht. Zuerst einmal muss das Recruiting die Social Local Mobile-Entwicklung (SoLoMo) vollziehen, also die Verschmelzung von Social und Mobile Web unter automatischer Berücksichtigung der geografischen Präferenzen der Stellensuchenden. Darüber hinaus erwarte ich für die kommenden Jahre Weiterentwicklungen im Bereich der semantischen Stellensuche.

Wald: Wo sehen Sie persönlich weitere Schwerpunkte der Anwendung von Social Media im Bereich HR in den nächsten Zeit? Bleibt es beim Schwerpunkt Recruiting oder kommt hier doch mehr auf uns zu?
Kirchner: Im Employer Branding und Personalmarketing beobachten wir neben der Adaption von Facebook aktuell, das sich immer mehr Unternehmen auch an Mitar- beiter-Blogs heranwagen, was ich persönlich sehr begrüße, da Mitarbeiter-Blogs ein wichtiger Schritt hin zu einer transparenteren Unternehmenskultur sind. Darüber hinaus sind sie auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum "Social Enterprise".  Hier sehe ich mit Blick auf die HR-Arbeit große Potenziale im Bereich des Wissensmanage- ments und der Wissenserschließung in Unternehmen, frei nach dem Motto "wenn Unternehmen wüßten, was Unternehmen wissen".

Wald: Können Sie etwas zu Ihren diesjährigen Themenschwerpunkten im Blog "Wollmichsau" sagen?
Kirchner: Wir werden weiterhin die Evolution des Social Recruitings und den Aufstieg des Mobile Recruitings begleiten und über die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen und unternehmenskulturellen Aspekte der digitalen Personalarbeit berichten.

Wald: Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin so viele Erfolge und viele geneigte Leser.

Mit freundlichen Grüßen

Peter M. Wald

1 Kommentar:

  1. Passt gut dazu!

    Enterprise 2.0
    www.jmorganmarketing.com
    www.informationweek.com/thebrainyard
    www.andrewmcafee.org/blog

    Web 2.0
    www.web2null.de
    www.mashable.com
    www.gruenderszene.de
    www.wired.com
    www.socialnomics.com
    www.techcrunch.com

    Personal
    www.saatkorn.com
    www.personalmarketing2null.de
    www.wollmilchsau.de

    Marketing
    www.allfacebook.com
    www.digitalbuzzblog.com

    Quelle: Handelsblatt Karriere

    Beste Grüße, B.Prothmann

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