Warum besitzt der Begriff Erwartungen hier eine so zentrale Bedeutung? Erwartungen haben ihre Basis in den Informationen über bestimmte Personen bzw. Organisationen. Da Berufseinsteiger bei ihren Entscheidungen weniger als Berufserfahrene auf konkrete Erfahrungen aus der Arbeitswelt zurückgreifen können, sind ihre Vorstellungen von Unternehmen bzw. Tätigkeiten besonders davon abhängig, was die Unternehmen über sich bzw. die konkreten Aufgaben kommunizieren. Anschauliche und authentische Informationen bilden für Bewerber somit eine wichtige Entscheidungsgrundlage und tragen zu realistischen Erwartungen bei. Diese sind wiederum tragen dazu bei, dass eine gute Passung zwischen Bewerber und Position erzielt wird und Mitarbeiter und Unternehmen langfristig erfolgreich zusammenarbeiten.
IT-Nachwuchskräfte verfügen oft über mehrere Stellenangebote. Deshalb ist die Erfüllung ihrer Erwartungen auch besonders wichtig: Warum sollte sich eine IT-Nachwuchskraft für ein Unternehmen entscheiden, das ihm nicht die gewünschten Perspektiven bietet? Warum sollte dieser in einem Unternehmen verweilen, das seine Erwartungen enttäuscht? Es ist demzufolge für die Unternehmen wichtig, zu wissen, welche konkreten Erwartungen es gibt bzw. was diese Gruppe gegenüber anderen Nachwuchskräften auszeichnet. Umgekehrt hilft ein Überblick über die Wünsche anderer den IT-Berufseinsteigern dabei, sich im Prozess der Arbeitgeberwahl mit den eigenen Erwartungen auseinanderzusetzen. Indem sich diese Studie auf die Erwartungen der Nachwuchskräfte konzentriert, kann sie einen Beitrag zur Selbstreflexion beider Seiten leisten.
Die Ergebnisse der Studie im Überblick: IT-Nachwuchskräfte
- sind optimistisch: Mehr als 95% der Studierenden und Auszubildenden schätzen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt als gut oder sehr gut ein.
- legen Wert auf fachliche Entwicklungsmöglichkeiten: Daneben zählen eine ansprechende Vergütung, nette Kollegen sowie flexible Arbeitszeiten zu den wichtigsten Attraktivitätsfaktoren von Arbeitgebern. Viele Befragte äußerten auch, dass ihnen Fairness, Wertschätzung, spannende Aufgaben und Spaß bei der Arbeit wichtig sind.
- wünschen sich eine intensive, vor allem fachliche, Betreuung für ihren Einstieg: Den Befragten ist es mehrheitlich am wichtigsten, gezielt eingearbeitet und durch einen Mentor oder Paten unterstützt zu werden. Dabei finden Young Professionals Möglichkeiten zur frühen Übernahme von Verantwortung etwas attraktiver als Studierende und Auszubildende.
- ziehen die Fachlaufbahn einer Führungskarriere vor: Beruflicher Fortschritt bedeutet für viele Befragte weniger das Erklimmen der nächsten Hierarchiestufe als die Weiterentwicklung der eigenen fachlichen Fähigkeiten und die Umsetzung herausfordernder Projekte.
- sind nicht gleich IT-Nachwuchskräfte: Im Detail zeigt sich deutlich, dass IT-Berufseinsteiger eine durchaus heterogene Gruppe sind. Neben unterschiedlichen Zielen und Erwartungen an ihre erste Tätigkeit gibt es auch unterschiedliche Vorstellungen von dem idealen Verhältnis zwischen Arbeit und Leben.
Die Ergebnisse stellen die potenziellen Arbeitgeber vor eine Herausforderung: Welchen Typ IT-Einsteiger wünsche ich mir? Wie spreche ich diese am besten an? Wie erhalte ich die notwendigen Informationen über die konkreten Erwartungen meiner Bewerber? Und: Inwieweit bin ich wirklich auf die verschiedenen IT-Einsteiger vorbereitet?
Aus den Ergebnissen der Befragung lassen sich Empfehlungen für die Arbeitgeber ableiten. Der geäußerte Optimismus macht die Ansprache potenzieller Mitarbeiter leichter. Da die Befragten jedoch recht konkrete Vorstellungen vom beruflichen Einstieg und ihrer späteren Tätigkeit artikuliert haben, ist es entscheidend, Erwartungen systematisch zu ermitteln, damit passende Angebote unterbreitet werden können. Die Tatsache, dass sich Studierende bei ihrer Suche zum Teil stärker auf die Unternehmen fokussieren, unterstreicht die Bedeutung eines "klugen" Employer Brandings für Studierende. Demgegenüber muss es bei den Young Professionals um konkrete Informationen zu den Stellen gehen. Diese Erkenntnisse sollten bei der Arbeitgeber-Kommunikation unbedingt berücksichtigt werden. Die potenziellen Mitarbeiter weisen guten fachlichen Entwicklungsmöglichkeiten den höchsten Wert bei der Attraktivität potenzieller Arbeitgeber zu. Dies betrifft auch die Unterstützung durch Mentoren/Paten bei der Einarbeitung und wird vom Wunsch, Experte auf einem Fachgebiet zu werden, flankiert.
Unternehmen können diesen Erwartungen durch spezifische Onboarding- und Personalentwicklungsmaßnahmen entsprechen. Weiterhin betonen die Befragten auch die Bedeutung einer ansprechenden Vergütung und der Umfeldbedingungen („Nette Kollegen“). Ergänzt wird dies durch den Wunsch nach einer angenehmen Arbeitsatmosphäre sowie nach Fairness und Wertschätzung. Der Wunsch nach fachlicher Entwicklung erfährt eine Ergänzung durch die Vergütung und weiche Faktoren. Die Attraktivität der Führungslaufbahn wird von den Befragten deutlich niedriger eingeschätzt als die Fachlaufbahn. Hier gilt es für die Unternehmen zu entscheiden, inwieweit dies wünschenswert ist. Viele der Befragten waren und sind im gewünschten Aufgabenfeld bereits als Praktikant bzw. Werkstudent tätig und sammeln dabei erste Erfahrungen. Nicht zuletzt können in diesen Phasen Erwartungen geprägt werden. Praktikanten und Werkstudenten müssen deshalb die entsprechende Aufmerksamkeit erhalten. Die konkreten Erwartungen der Young Professionals zeigen, dass nach dem Einstieg Fragen der Flexibilität von Arbeitszeit bzw. der Vereinbarkeit von Beruf und Familie als deutlich wichtiger erachtet werden. Hier gilt es, unmittelbar nach dem Einstieg entsprechende Maßnahmen zu praktizieren.
Die Vermutung liegt nahe, dass diese Erkenntnisse teilweise auch auf andere Gruppen von Nachwuchskräften insbesondere bei MINT-Tätigkeiten anwendbar sind. Letztlich gilt es, offensiv mit den Erwartungen umzugehen. Dies bedeutet, Erwartungen der potenziellen Mitarbeiter systematisch zu ermitteln, zu prägen und zu berücksichtigen. Nur auf die Weise lässt sich erreichen, dass die Arbeit zur Generation Y bzw. ihren Erwartungen passt. Die gesamte Studie ist unter dem folgenden Link erhältlich.
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