Susanne Klotz von WIK |
Wald: Schön, dass es mit dem Gespräch klappt. Und hier gleich meine erste Frage. Viele behaupten, dass die Zeit der Firmenkontaktmessen vorbei ist, ich bin nicht dieser Meinung und Sie, liebe Frau Klotz, bestimmt auch. Was zeichnet Ihr Event aus?
Klotz: Ähnliche Aussagen kursieren seit einiger Zeit – das ist wahr. Sicherlich aufgrund der vermehrten Digitalisierung. Jobs werden heutzutage auf der Homepage ausgeschrieben, Bewerbungen per E-Mail eingereicht, Termine online vereinbart. Da könnte man meinen, Messen zur Kontaktanbahnung sind nicht mehr up to date. Doch unsere Erfahrung ist, Veranstaltungen genau dieser Art, d.h. Messen als Marktplatz für Angebot und Nachfrage, bieten Argumente, die Ansichten, wie von Ihnen angesprochen, widerlegen. Zum einen bietet das Internet eine so unfassbar große Menge an Daten („Problem“ Big Data), dass im persönlichen Gespräch eingeholte Informationen schnellere und individuellere Entscheidungen zulassen. Auf der anderen Seite habe ich dennoch gleichzeitig sehr viele Angebote vorliegen, die ich ad hoc miteinander vergleichen und durch persönliche Eindrücke auswählen kann. Letztlich ist es der Mensch, mit dem ich in Kontakt komme, mit dem ich Sympathien hege und der mir im Gedächtnis bleibt – dieser persönliche Kontakt, liefert mehr Entscheidungsrelevante Informationen und diese kombiniert mit einem online Stellenangebot sind beste Voraussetzungen für zielgerichtete Entscheidungen. Unser Event zeichnet sich dadurch aus, verschiedene Kanäle, also cross-medial, miteinander zu kombinieren, um optimal informiert zu sein - sowohl aussteller- als auch besucherseitig.
Wald: In Zeiten der zunehmenden Anwendung sozialer und digitaler Medien wird es doch bestimmt schwieriger, Unternehmen und Besucher zu gewinnen? Warum machen Kontaktmessen noch Sinn? Wie reagieren Sie auf diese Änderungen?
Klotz: Indem ich die Sozialen Medien ergänzend für uns nutze, z.T. vereinfacht es mir sogar den Zugang zu potentiellen Messeteilnehmern. Akademiker verbringen viel Zeit in den Sozialen Netzwerken und dort treffen sie demzufolge auch auf die WIK. Allerdings bin ich was das Recruiting über Soziale Netzwerke anbelangt zwiegespalten. Denn bis auf wenige Netzwerke zählen viele Menschen facebook & Co. zu ihrer Privatsphäre. Über facebook zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden ist mir persönlich etwas unseriös. Ich verantworte nicht nur die WIK, sondern bin zudem noch die Personalreferentin unseres Unternehmens. Hier ist mir der persönlichen Kontakt via Telefon oder vis-à-via auf der Messe lieber. Denn wir suchen nicht die besten Zeugnisse sondern die richtigen Talente für unser Team und die möchte ich so früh wie möglich persönlich kennenlernen. Digitale Medien jedoch machen eine Vorbereitung und Vorabinformation, bspw. zu den Ausstellern und dem Rahmenprogramm, effizienter. Wir als Initiator können unsere Informationen umfangreich und visuell untermalt präsentieren, was den Besuchern hilft, sich auf eine Messe wie die WIK-Leipzig vorzubereiten. Und natürlich auch den Arbeitgeber beim Employer Branding unterstützt, Angebote und das Unternehmensprofil ganzjährig zu präsentieren. Demnach sehe ich die digitalen Medien als eine Art Unterstützung zum Messebesuch, der jedoch keinen persönlichen Kontakt und Eindruck ersetzen kann und wird.
Wald: Zur WIK 2015 an der HTWK: Was können die Unternehmen aber auch die Studierenden an Bewährtem und Neuem zur diesjährigen Kontaktmesse erwarten? Wie groß ist das konkrete Angebot an Praktikumsplätzen und Positionen für Berufseinsteiger?
Klotz: Seit über 17 Jahren initiieren wir an sächsischen Hochschulen Firmenkontaktmessen wie die WIK-Leipzig. Unser Konzept, akademische Fachkräfte und besonders regionale Arbeitgeber auf einem Marktplatz gegenüber zu stellen, hat sich bewährt. Dass wir die Belange der Studierenden und Absolventen in den Vordergrund rücken und den Fokus auf Regionalität richten, hat sich in den vergangenen 17 Jahren nicht geändert. Dabei ist zwar jede unserer Veranstaltung einzigartig, aber verfolgt im Grunde genommen dasselbe Ziel: die Fachkräftesicherung in Mitteldeutschland. Und das bestätigt uns auch das große Angebot an Praktika- und Einstiegspositionen. In diesem Jahr suchen mehr als 46 Unternehmen nach akademischem Nachwuchs. Aktuell sind mehr als 1.500 Stellen auf der Messehomepage von den Unternehmen ausgeschrieben. Was ist nun neu? Da die Messe an der HTWK Leipzig nunmehr zum 2. Mal stattfindet, ist dies nicht mehr neu. Durch die WIK-Leipzig HTWK werden immer mehr Unternehmen auf Ihre Hochschule und deren Studierende aufmerksam und zu den bisherigen Ausstellern sind neue hinzugekommen, wie bspw. TOM TOM, BARMER GEK, DB, GISA uvm.. Unser Ziel ist es hier noch breiter und so dem Studienangebot der HWTWK gerecht zu werden.
Wald: In den letzten Jahren war es immer so, dass der eindeutige Fokus auf den Ingenieurstudierenden lag. Kommen in diesem Jahr die Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure stärker zum Zug?
Klotz: Es mag auf den ersten Blick manchmal nach einer reinen Ingenieur-Messe aussehen, weil viele Unternehmen aus dem technischen Bereich teilnehmen. Das liegt ganz einfach daran, dass die Mehrheit der regionalen Unternehmen auf diesem Sektor tätig ist. Allerdings benötigen auch diese Unternehmer Talente anderer Studienrichtungen, was mehr oder weniger heißt, dass sich auch ein Wirtschaftswissenschaftler bei einem Industrieunternehmen bewerben kann und Angebote findet. Da ich mit dieser Frage gerechnet habe, habe ich die bei uns inserierten Stellen für Studierende analysiert: derzeit werden auf der Messehomepage für WiWi-Studenten 180 Stellen angeboten und für Studierende eines Ingenieurstudiengangs 210. Kein wirklich großer Unterschied. Der Vollständigkeit halber finden Studierende aus dem Bereich IT 120 Angebote, Elektrotechniker 90 Angebote, Geisteswissenschaftler 30 Angebote und Medienfachkräfte 20 Angebote – sie sehen, es ist für jeden etwas dabei. Man muss sich nur informieren und besser noch persönlich nachfragen, um auch ganz sicher zu sein.
Wald: Können Sie schon einige Highlights bei den teilnehmenden Unternehmen nennen?
Klotz: Für mich ist jedes Unternehmen, dass sich die Zeit nimmt, auf der Messe persönlich nach potentiellen Mitarbeitern zu suchen, ein Highlight, da es nach meinem Empfinden noch viel zu wenige tun. Außerdem empfindet ein Bauingenieur GOLDBECK als Highlight, wohingegen ein BWLer vielleicht lieber einem Treffen mit BDO entgegenfiebert. Ich freue mich immer sehr, wenn nicht nur die Global Player Veranstaltungen wie diese nutzen, sondern auch KMU die Notwendigkeit erkannt haben – wie hier bspw. FIDA oder Dögel. Außerdem sind auch einige Unternehmen dabei, welche bereits Stipendiaten der HTWK aus dem Deutschlandstipendium fördern, sodass mit der Messeteilnahme die Zusammenarbeit mit der HTWK noch etwas vernetzter wird.
Wald: Eine wichtige Frage zum Schluss: Werden sich die Firmenkontaktmessen in Zukunft ändern (müssen)? Wo sehen Sie wichtige Bereiche für Veränderungen?
Klotz: Messen wie die WIK müssen sich den Bedürfnissen der Zielgruppen anpassen, sich weiterentwickeln. Früher informierte man sich im Messekatalog, der von den Besuchern wie warme Semmeln abgegriffen wurde. Dieses Printmedium wandelt sich zusehends in ein online Medium. Gleicher Inhalt, doch jederzeit parat auf dem mobilen Endgerät. Messe Apps werden zum Begleiter am Messetag, handlich im Handyformat. Die allgemeine Verknüpfung von persönlicher Vorortteilnahme mit digitaler Kommunikation schreitet voran. Dies eröffnet zum Teil eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten, sich als Aussteller zu präsentieren, sich als Veranstaltung anzukündigen und nachhaltig miteinander vernetzt zu sein.
Wald: Herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit der WIK 2015 an meiner Hochschule.
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