Das Thema
Gewinnung und Bindung von Fachkräften bewegt viele Unternehmen. Thomas Kujawa und Sven Lehmann - als Referenten und Gäste des HR Innovation Days bekannt - touren zur Zeit mit einer Workshopreihe unter der Überschrift „
Das lebensfreundliche Unternehmen“ durch Leipzig und (Achtung!) auch das Leipziger Umland. Damit schenken sie auch den m. E. zunehmend wichtiger werdenden
regionalen Aspekten des Personalmanagements die nötige Aufmerksamkeit. Mit dem Terminus „
Lebensfreundliches Unternehmen“ haben Kujawa und Lehmann einen aus meiner Sicht recht ungewöhnlichen Begriff als Schwerpunkt gewählt. Ich habe deshalb angefragt, was darunter zu verstehen ist.
Kujawa erklärt dies so: Seit vielen Jahren wird nach unserer Erfahrung in den Medien und der Politik zu viel Fokus auf Kinder gelegt. Die propagierte
Familienfreundlichkeit erfährt insbesondere bei kleinsten und kleinen Arbeitgebern eine natürlich Ablehnung, da diese Thematik nach ihrer Auffassung nicht in das 'Geschäft' gehört. Mit dem Perspektivwechsel auf
Mitarbeiterfreundlichkeit gelangen uns in unserer praktischen Arbeit erste Achtungserfolge. Der von Sven Lehmann ins Gespräch gebrachte Begriff der
Lebensfreundlichkeit bringt das konsequent auf den Punkt. Jeder verbringt einen Großteil seines Lebens auf Arbeit. Warum soll der Arbeitgeber im Sinne einer Potentialentfaltung nicht dafür sorgen, dass
ein Leben auf Arbeit möglich ist - sich also als Lebensfreundliches Unternehmen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte absetzen.
Zugegebenermaßen ist dies eine interessante und weit reichende Erklärung. Lehmann konzentriert sich mit seinen Beiträgen in den Workshops auf den Bereich Führung und Organisation und stellt offensichtlich auch eine Verbindung zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften her. Damit rennt er bei mir offene Türen ein. Trotzdem will ich gern wissen, wie er diesen Zusammenhang erläutert.
Lehmann dazu: Eine Mehrheit von Unternehmen besetzt offene Stellen über den Kommunikationsweg
Empfehlung.
Doch wie kommt ein Mitarbeiter, ein Kunde oder ein Lieferant dazu, eine Empfehlung gegenüber einem potenziellen Mitarbeiter auszusprechen? Zufriedene Mitarbeiter tun das weniger, begeisterte Menschen tun das! Meine Kernfrage im Workshop lautet daher:
Wie kommt es zu einer solchen Art von Empfehlung? Es kommt nur dazu, wenn die Arbeitsbedingungen, zum Beispiel gute Prozesse oder klare Verantwortungsstrukturen, ok sind (Hygienefaktoren) UND wenn es
gemeinsam Verbindendes gibt, was erlebt werden kann. Das kann ein Leitbild, eine Mission oder die Vision des Unternehmens oder von Teilen des Unternehmens sein (Motivationsfaktoren). Die daraus erwachsende Führungs- und Unternehmenskultur liegt maßgeblich in den Händen von Inhabern, Geschäftsführern oder Führungsverantwortlichen!
Gemeinsam gelebte Werte binden nicht nur Mitarbeiter, sondern würden die Kultur im Unternehmen auch von außen attraktiv sein lassen. Letztlich ist es die Antwort auf die Frage:
„Wozu arbeite ich hier (täglich)?“, die der Führungsverantwortliche gemeinsam mit seinen Leuten regelmäßig herausarbeiten muss. In KMUs geschieht dies im Unternehmensalltag zu wenig.
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Workshop in Lippendorf (Foto ©Sven Lehmann, streuverluste.de) |
An beide hier auch die abschließende Frage nach den
bisherigen Erfahrungen und Learnings aus den Workshops. Hier heben sie in erster Linie den Austausch zwischen den Arbeitgebern unterschiedlicher Branchen und die bereits erfolgreichen Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung hervor. Hinzu kommt, dass
so gut wie alle teilnehmenden Arbeitgeber bereits motivierte Beschäftigte an Leuchttürme verloren haben. Über die festgestellte
Wechselreue und wie man im Sinne der Fachkräftesicherung damit umgehen kann, kann es eventuell auf dem nächsten
HR Innovation Day einen ganz praktischen Workshop geben.
Alles in allem ist dies offensichtlich eine inspirierende Workshopreihe, die m. E. dem Thema Mitarbeiter, ihre Bindung und Motivation die nötige Aufmerksamkeit schenkt.
Wer noch Lust hat, kann sich unter
http://www.familienfreund.de/lebensfreundlich oder 0341-355408-12 für die Workshops anmelden. Ich wünsche beiden Organisatoren weiterhin viel Erfolg und offene Ohren!
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