Peter: Liebe Barbara, wie ist es Dir in der letzten Zeit ergangen? Wie ich als Teilnehmer miterleben konnte, war das Sourcing Summit Germany in München ein voller Erfolg. Deine Website hat einen Relaunch erfahren, was gab es noch, oder anders gefragt, wie schaffst Du dies alles?
Barbara: Zuerst einmal: Vielen Dank, dass ich wieder beim HRInnoDay mit einer Session dabei sein kann – mein ganzes Team wird teilnehmen - wir freuen uns schon Monate vorher darauf.
Richtig, wir haben eine komplettes Make-over unserer Website durchgeführt. Das war viel Arbeit, weil wir auch dabei viele Inhalte der nun fast 400 Blogposts zu Sourcing und Recruiting überarbeitet haben. Das Thema Sourcing entwickelt sich so rasant weiter, daß Content schnell veraltet sein kann. Aber gerade die älteren, teilweise 7-8 Jahre alten Blogposts, die vom Textaufbau nicht mobil optimiert waren, mußten wir korrigieren. Für diejenigen die es nicht wissen: Google rollt gerade eines der größten Update aus, das es je gab. Und dabei wird nochmals nach den Voraussagen der Experten auch die inhaltliche Mobiloptimierung von Content extrem hochbewertet. In den USA wurde vor ca. 6 Wochen damit gestartet und man sieht dort jetzt schon schwer abgestrafte Websites, Shops und Blogs. Deshalb haben wir uns beeilt – aber auch um rechtzeitig vor dem Sourcing Summit online zu sein.
Peter: Was meinst Du? Wie steht es um das Sourcing in Deutschland insgesamt? Wie sind die Sourcing-Kompetenzen in deutschen Unternehmen?
Barbara: Wir haben gerade vor 3 Wochen das größte deutsche Sourcing Event, das Sourcing Summit Germany in München erlebt, das der Veranstalter Phil Tusing von Destination Talent zusammen mit unserem Team von Intercessio und dem Team von Eurosearch organisiert hat. 350 Sourcer aus ganz DACH kamen zusammen, das Interesse gerade an fortgeschrittenen Themen und alternativen Wegen, um Talente zu finden, war groß. Daran merkt man, daß das Active Sourcing in Deutschland erwachsen wird. Viele Sourcer suchen jetzt Input, wie man über die „regulären“ einfachen Suchen hinaus Experten findet. Sourcing zeigt sich nun in vielen Unternehmen, dort wo es professionell in die Personalbeschaffung integriert wird, tatsächlich als Turbo des Recruitings. Wobei es auch noch eine sehr große Zahl Organisationen gibt, die die wahre Effizienz, die Sourcing bringen kann, noch nicht umgesetzt haben. Und gerade in den Gesprächen auf dem Sourcing Summit war ich doch überrascht über noch weitverbreitete, teilweise viel zu hohe Erwartungen und Mythen, was man mit Sourcing noch erreichen möchte und kann bzw. wie effizientes Sourcing umgesetzt werden sollte. Sourcing ist trotz aller Chancen keine Allzweckwaffe, denn dort wo viele Sourcer immer die gleichen Kandidaten ansprechen, nützt das Finden von interessanten Kandidaten allein nichts mehr, weil die Antwortrate unterirdisch ist.
Peter: Wie lassen sich Sourcing-Kompetenzen aneignen? Was sind hier die besten Formate?
Barbara: Der Sourcing Erfolg basiert nicht einfach nur im Lernen von Methoden, wie man Keywords mit Booleschen Befehlen kombiniert und in Suchmaschinen eingibt. Sondern im Umdenken – das Sourcing ist eine digitale Kompetenz und damit ein anderer Prozess als das Recruiting. Dazu braucht man ein besonderes Sourcer Mindset. Erfolgreiche Sourcer stellen sich der Komplexität der Suchmaschinen-Tools, die sie nützen der Stärken und trivialisieren nicht die vermeintlich einfachen Oberflächen. Profi-Sourcer steuern aktiv Suchmaschinen mit einem systematischen und geplanten Sourcing Prozess. Und zur Erklärung dieser für manche kompliziert anmutenden Vorgehensweise: Suchmaschinen sind nicht mehr einfach Softwaretools wie noch vor 2-3 Jahren. Sie sind heute – trotz nach außen einfacher Oberflächen – hochkomplexe Algorithmen, die viel können. Aber man muss das „Können“ nützen wollen und beherrschen. Heutige Suchmaschinen kann man mit Ferraris vergleichen. Sie können mit diesem Auto einfach nur einkaufen fahren. Aber Sie sollten nicht nur den richtigen Treibstoff tanken, sondern ihn nicht spontan bei Regen über einen Feldweg steuern. Aber Sie sind damit auf den passenden Straßen richtig schnell und haben ein tolles Fahrgefühl. So ist das auch beim heutigen, professionellen Sourcing. Wenn man Sourcing lernen möchte oder besser werden möchte, dann sollte man deshalb besonders auf den Sourcing Trainer achten. Und zwar sollte dieser aktuell selbst professionell sourcen können (nachweisbar auch darin, wieviele Stellen er selbst mit Sourcing besetzt hat). Er sollte nicht einfach nur erzählen, wie man Keywords mit Booleschen Befehlen kombiniert und erklären können, wie Suchmaschinen funktionieren. Das Format ist zwar auch wichtig und sollte Theorie gut mit Praxis kombinieren, aber wichtig ist das relevante, umsetzungsorientierte Praxis-Knowhow desjenigen, der es vermittelt.
Peter: Doch nun zum Workshop. Was dürfen die Teilnehmer_innen erwarten? Bietest Du auch praktische Einblicke bzw. Hacks an? Und: Was ist das Deep Web?
Barbara: Kurz zur Erklärung vorab: In Google und Bing (genannt das Surface Web) kann man nur ungefähr 1-2 % aller existierenden Websites des World Wide Webs finden. Das Deep Web ist also in kurz, alles, was sie nicht in Google oder Bing finden können. Ein großer Teil des Deep Webs ist folglich legal (zum Beispiel einfach Seiten, die Google aus technischen Gründen nicht listet), ein Teil aber auch illegal (zum Beispiel Websites, die durch Passwords geschützt sind). Es wird in meiner Session eine Einführung und Erklärung geben, was das Deep Web ist und warum es gerade heute und jetzt so wichtig für das Sourcing wird. Auch für welche Suchen und offenen Stellen sich dieser Aufwand lohnt, ins Deep Web zu gehen. Dann üben wir in Tutorials (also kann jeder einen Laptop mitbringen und mitmachen), wie man das Deep Web durchsucht und dabei aufpasst, daß man dort ist nicht auf illegalen Seiten landet. Ein Lernziel ist auch, daß niemand ungewollt ins Dark Web surft (das Dark Web ist der Teil des Deep Webs, der komplett illegal und meist sogar kriminell ist. Er ist nicht direkt zum restlichen Deep Web abgrenzt). Es wird also ein besonderer Praxis-Workshop und ein kleines ethisch korrektes Hacking-Training.
Wald: Eine wichtige Frage zum Schluss. Warum kommst Du erneut zum HR Innovation Day?
Barbara: Ich bin immer wieder fasziniert, wie du es schaffst, so viele spannende und völlig neue Themen mit tollen Speakern zu vereinen. Der HR Innovation Day ist meines Wissens das einzige HR Format, das direkt auch Lehre, Praxis und digitale Experten zusammenbringt. Ich lerne jedes Mal sehr viel und erhalten so viele wertvolle Impulse, daß ich immer dreifach gern komme (wenn man die schöne Stadt Leipzig noch mitzählt)!
Wald: Ich danke Dir ganz herzlich für die erneute Unterstützung des HR Innovation Days. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen beim HR Innovation Day 2018.
Barbara Braehmer |
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