Mittwoch, 28. Mai 2014

Nach dem Event ist immer vor dem nächsten Event - Bausteine der Willkommenskultur an der HS Harz

Auch andernorts gibt es interessante Events. Ein Schwester-Event zu meinem HR Innovation Day wird am 13. Juni 2014 an der Hochschule Harz in Wernigerode stattfinden. Die Tagung hat die Überschrift "Bausteine der Willkommenskultur: Personal, Unternehmen, Standort“. Meine Aufgabe wird es sein, einen Workshop zum Thema „Personalmarketing 2014 - Alles Social Media, oder was?“ zu leiten. Auf den Meinungsaustausch freue ich mich. Mit dem zentralen Begriff Willkommenskultur haben die Organisatoren der Tagung ein Thema angesprochen, das auch in der HR-Community intensiv diskutiert wird. Deshalb freue ich mich, dass ich einem der Organisatoren der Tagung - meinem Kollegen Professor Manschwetus - einige Fragen zur Tagung stellen kann.

Wald: Schön, dass wir die Zeit gefunden haben, einige Aspekte der Tagung zu diskutieren. Der von Ihnen gewählte Begriff Willkommenskultur dürfte auf eine hohe Aufmerksamkeit stoßen. Was ist darunter zu verstehen?
Manschwetus: Willkommenskultur meint nichts anderes, als dass Ortsansässige die Zuwanderer „Willkommen heißen“, d.h. die Zugereisten mit offenen Armen und Herzen empfangen. Das Gefühl, willkommen zu sein, akzeptiert zu werden und dazuzugehören, ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die Integration in eine Gemeinschaft. Im Allgemeinen wird von Willkommenskultur im Zusammenhang mit ausländischen Fachkräften gesprochen, die nach Deutschland aus beruflichen Gründen einreisen. Ich weise dem Begriff aber eine allgemeinere Bedeutung zu, die von den Einheimischen eine Haltung einfordert, die sich durch Freundlichkeit, Respekt und Wertschätzung gegenüber den Zuwanderern auszeichnet – unabhängig davon ob sie Aus- oder Inländer sind.

Wald: Wie sind Sie auf diesen Themenkreis gestoßen?
Manschwetus: Zunächst einmal muss ich betonen, dass ich kein Personaler bin, sondern vom Marketing komme. Eines meiner Schwerpunktthemen ist das Standortmarketing. Der demographische Wandel führt zu einem Fachkräftemangel, den viele Standorte schon heute spüren. Daher stehen die Städte und Regionen vor der Herausforderung, den Wegzug von Fachkräften zu verhindern und gleichzeitig Personal aus anderen Regionen anzuwerben. Wie bei Unternehmen geht es darum, Fachkräfte zu finden und zu binden. Deshalb braucht man ein effektives Standortmarketing, das diese Aufgabe leisten kann. In diesem Zusammenhang kommt wiederum die Willkommenskultur ins Spiel, um den Standort für Neuankömmlinge attraktiv zu gestalten.

Wald: Wen zählen Sie zu den Akteuren der Willkommenskultur?
Manschwetus: Ich sehe im Wesentlichen drei Akteursgruppen. Auf der Ebene der Standorte ist zunächst einmal die Verwaltung gefordert. Häufig stehen bürokratische Hürden einem Zuzug im Wege. Bewährt haben sich in diesem Zusammenhang Willkommens-Büros die speziell auf die Belange der Neuankömmlinge ausgerichtet sind. Hamburg hat hier in Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen. Die zweite Akteursgruppe sind die Unternehmen, die viel dafür tun können, ihren neuen Mitarbeitern den Anfang zu erleichtern. Wenn die neuen Mitarbeiter aus dem Ausland kommen und verschiedene kulturelle Prägungen mitbringen, gilt es darüber hinaus, einen Umgang mit Vielfalt zu erlernen. Schließlich betrifft Willkommenskultur die ganze Gesellschaft. In Bezug auf die Integration können Organisationen wie die Kirche oder Sportvereine eine sehr wichtige Rolle spielen.

Wald: Oft berichten mir Bewerber/-innen, dass sie sich sowohl virtuell (Eingangsbestätigungen, Video-Interviews) als auch bei den persönlichen Vorstellungsgesprächen nicht wirklich willkommen fühlen. Woran liegt das?
Manschwetus: Ein Grund könnte einfach darin liegen, dass Ihnen in der Tat kein Gefühl vermittelt wird, in diesem Unternehmen willkommen zu sein. Aufgrund von Vorurteilen kann Alter, Geschlecht und Herkunft zu Diskriminierung führen. Forschungsergebnisse zeigen, dass anonymisierte Bewerbungen zu mehr Chancengleichheit führen. Wenn die Bewerberdaten anonym sind und ohne Bild verschickt werden, hat die Herkunft keinen Einfluss auf die Erfolgschancen.

Wald: Was können die Unternehmen machen, um hier schnell Änderungen ihrer Willkommenskultur zu erreichen?
Manschwetus: Die umworbenen Fachkräfte entscheiden sich für einen Arbeitgeber auf Basis ihres Eindrucks der Arbeitsrealität im Unternehmen. Auf unserer Tagung „Bausteine der Willkommenskultur“ gehen wir der Frage nach, wie sich Anspruch und Wirklichkeit der Arbeitgeberattraktivität in deutschen Unternehmen aktuell darstellen. Wie werden Fachkräfte von und in den Unternehmen tatsächlich willkommen geheißen? Der Geschäftsführer des Instituts Great Place to Work, Andreas Schubert, wird in seinem Vortrag darauf eingehen. Weiterhin sind wir sehr stolz darauf, Anja Christmann, Personalleiterin der VW Financial Services Deutschland AG für eine Mitwirkung auf unserer Tagung gewonnen zu haben. Die VW Financial Services AG wurde als bester niedersächsischer Arbeitgeber 2014 ausgezeichnet. Im Workshop gibt es die Möglichkeit der Diskussion in kleiner Runde mit Frau Christmann, so dass Unternehmensvertreter hier sicherlich interessante Anregungen für die eigene Praxis gewinnen können.

Wald: Herzlichen Dank für das Gespräch, ich wünsche Ihnen für die weitere Vorbereitung und die Durchführung der Tagung viel Erfolg und freue mich auf das Wiedersehen in Wernigerode.

Zur Person von Herrn Professor Dr. Uwe Manschwetus: Er ist Professor für Marketing-Management an der Hochschule Harz. Die Schwerpunkte seiner Lehr- und Forschungstätigkeit liegen im Personalmarketing, Standortmarketing, Internetmarketing und Kulturmarketing. Er betreibt den Blog www.personal-thurm.de und moderiert die XING-Gruppe „Willkommenskultur und Personalmarketing“.

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