Wald: Lieber Herr Müller, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem informativen Blog. Ich freue mich sehr, dass es mit diesem Gespräch geklappt hat. Was sollten meine Leser über den Blogger Stefan Müller wissen?
Müller: Hallo Herr Wald, vielen Dank für das Kompliment. Ich freue mich sehr über Ihr Interesse an meinem Blog. Nun ja, als Informationswirt bin ich fasziniert vom Informationsfluss im Internet, insgesamt in der Welt. Wer schon mal mitbekommen hat, wie schnell sich Gerüchte mittels Flurfunk im Büro verbreiten, weiß vielleicht was ich meine. Ebenso fasziniert bin ich vom Thema Führung, Motivation und Arbeitskultur. Da lag es nahe, diese Leidenschaften irgendwann miteinander zu kombinieren. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit meine Kreativität quasi von der Leine lassen zu können, um zu schauen was dabei herauskommt. Dann zu sehen, wie aus dieser Kreativität Entwicklung entsteht, ist toll. Man könnte also sagen, Stefan Müller ist Blogger, weil es ihn glücklich macht.
Wald: Wie sind Sie darauf gekommen, einen Blog zu den Themen „Intrinsische Motivation“, "Tranformationale Führung“ und „New Work“ zu starten? Sind Sie damit einem Trend gefolgt oder gibt es für die Themenwahl auch persönliche Gründe?
Müller: Einem Trend bin ich damit eigentlich nicht gefolgt. Zwar habe ich auch in der Zeit vor meinem Blog viel darüber gelesen und mir Gedanken gemacht, aber war es eher der Drang diesen Gedanken Spielraum zu geben, der zur Gründung des Blogs beigetragen hat. Wohlmöglich zunächst aus ganz egoistischen Beweggründen, um meine Sichtweise mitzuteilen, aber auch um kritische Fragen zu stellen und in den Dialog mit der Fachwelt zu treten. Die Themenwahl ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ohne intrinsische Motivation funktioniere ich selber nicht, transformationale Führung ist das Ideal, welches ich anstrebe und das Ganze mündet in einer neuen Arbeitskultur, mit der ich mich und andere begeistere.
Ein Blick auf Stefan Müllers Blog |
Müller: Freunde haben meiner Frau und mir ein Buch mit dem Titel „Das 100$ Startup“ geschenkt. Obwohl es eigentlich um Entrepreneurship geht und das Buch sehr „amerikanisch“ geschrieben ist, gibt es dort eine Grundaussage, welche sich stets wiederholt. Tue es einfach! Manchmal sind wir wie Spieler vor einem Schachbrett. Wir überlegen uns den nächsten Zug und zögern, bevor wir eine Figur anfassen und dann zum handeln gezwungen sind. Was da, salopp gesagt, oft fehlt, ist eben der Tritt in den Allerwertesten. So ist der Name des Blogs entstanden. Ich möchte damit ausdrücken, mir und meiner persönlichen Entwicklung damit einen Tritt nach vorne verpasst zu haben. Gleichzeitig sollen die Themen, welche ich dort anspreche, anderen Menschen einen ähnlichen Impuls geben.
Wald: Um ein Beispiel herauszugreifen: Wie sind Sie auf das Thema „Netflix-Culture“ gekommen? Oder allgemein gefragt: Wie gehen Sie an die Themenwahl heran? Woher nehmen Sie die Anregungen für die verschiedenen Posts?
Müller: Ganz viel entsteht über den Dialog zwischen meiner Frau Tatiana und mir, sowie Freunden und Familie. Ich lasse mich zudem von Tweets, Zeitungsartikeln, Fernsehbeiträgen und selbstverständlich den eigenen Erfahrungen im Berufsleben inspirieren. Bleibt dann ein Gedanke in meinem Kopf hängen, beginne ich darüber zu schreiben. Ich verknüpfe dabei bewusst oft alltägliche Dinge und Situationen mit Fachthemen, um diese anschaulicher zu machen. Das genannte Beispiel war ursprünglich ein Link eines Freundes, welcher mich zunächst ganz neutral auf die Netflix-Kultur aufmerksam machte. Allerdings mit dem Hinweis, das seine Firma dem nacheifern wolle. Zunächst war ich angetan, doch die Zweifel an einer solchen Kulturvorgabe wurden immer größer. Etwas so dunkles als so glänzend zu verkaufen, gab dann den Ausschlag für die Artikel.
Wald: Fasziniert hat mich auch Ihre ambitionierte Roadmap. Macht es Sinn, sich als Blogger und Twitterati hier so klare Ziele zu setzen und diese auch noch offen zu kommunizieren?
Müller: Als ich meinen Blog startete, hatte ich das Gefühl meinen Lesern mitteilen zu müssen, wo meine Reise hingehen soll. Irgendwie empfand ich das als Pflicht. Darüber hinaus fiel mir kein Grund ein, diese Ziele für mich zu behalten. Im Gegenteil so konnte ich ermöglichen, dass meine Leser gemeinsam mit mir daran partizipieren. Letztendlich ist sogar dieses Interview ein Resultat dessen. Ob es nun immer bei diesen Zielen bleibt, ist eher unwahrscheinlich. Dadurch, dass ich mit jedem Tag lerne und sich mein Blog ebenso entwickelt, wäre es sogar gegen meine Überzeugungen nicht vom Weg hier und dort abzuweichen. Offene, faire Kommunikation ist mir sehr wichtig. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen. Inzwischen habe ich auch skizziert wie für mich Blog Kooperationen aussehen sollten und, das Einverständnis der Kooperierenden vorausgesetzt, würde ich sogar diese Partnerschaften für jeden sichtbar machen. Ebenso tue ich es für Veranstaltungen. Einfach um meine Leser teilhaben zu lassen und Partizipation zu ermöglichen. Viel zu viel passiert in dieser Welt hinter verschlossenen Türen.
Wald: Mich erstaunt immer wieder, dass - wie bei Ihnen zu sehen ist - kritische Fragen und Überlegungen zur Führung von Mitarbeitern sehr häufig aus dem IT–Umfeld kommen. Warum kommen bei diesen Diskussionen nur wenige Personaler zu Wort? Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür?
Müller: Die IT Komponente ist einfach ein großer Teil meines Lebens. Ich war schon immer sehr IT-affin und arbeite auch in diesem Umfeld. Deshalb sehe ich viele Fragestellungen durch diese Brille. Das ist aber nicht der einzige Grund. Außerdem sind grade Themen wie Führung, Motivation und Arbeitskultur oftmals schwierig im IT-Umfeld. Schauen Sie sich den Stereotyp eines Nerds an. Ein technisch sehr fähiger Mensch, welcher aber nur rudimentäre soziale Fähigkeiten hat. So übertrieben und nicht pauschalisierbar das auch ist, manchmal hat es einen wahren Kern. Wenn solche Menschen dann in Führungspositionen gelangen, ist es Glückssache ob sich gute Führung etabliert und damit intrinsische Motivation entsteht, welche zu einer wertschätzenden Arbeitskultur führt. Die IT ist damit für mich der Geburtsort vieler neuer Ideen. Weiterhin ist die IT-Branche meist Dienstleister, welcher sich schnell mit wechselnden Kundenanforderungen konfrontiert sieht. Daraus entstand die Notwendigkeit für Agilität, siehe zum Beispiel das sogenannte Scrumming. Damit war die Tür offen für andere Fachbereiche Gedanken wie Agilität, intrinsische Motivation, Openspace usw. weiterzudenken.
Der Personalbereich ist in den meisten deutschen Unternehmen ebenso „nur“ Dienstleister und nicht in die Lage versetzt, kreativ mitzugestalten. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel, aber ich habe bisher nur sehr wenige klassische Personaler getroffen, die nicht in Schubladen gedacht haben.
Wald: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und freue mich auf weitere interessante Beiträge von Ihnen.
Einige biographische Angaben zu meinem Gesprächspartner. Stefan Müller hat eine Ausbildung zum informationstechnischen Assistenten absolviert und studierte anschließend Informationswirtschaft an der FH Köln. Seit 2013 ist er als Teamleiter Servicedesk bei der Ströer Media SE in Köln tätig.
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