Montag, 27. Dezember 2021

Ganzheitlich kommunizieren in der Online- und hybriden Welt - Gespräch mit Veronika Jakl - Teil 1

Bereits im Oktober diesen Jahres hatte ich Gelegenheit für ein Gespräch mit Veronika Jakl - einer  österreichischen Arbeitspsychologin aus Wien. 

Veronika Jakl ist eine bekannte Expertin für psychische Belastungen und wird als Beraterin, Buchautorin und Gesprächspartner sehr geschätzt. Das Interview mit ihr war für mich eine Premiere - eine erste Ausgabe des sogenannten HR Innovation Dialogs.  Dieses Interview habe ich per Video geführt und das Transkript des ersten Teils dieses Interviews findet sich hier. Viele der hier angesprochenen Themen bewegen mMn die Personaler-Community nach wie vor und ich denke, das sich hier viele Anregungen und Ideen - auch hinsichtlich der Herausforderungen im kommenden Jahr finden lassen. Der Link zum Video des Interviews befindet sich am Ende dieses Textes. Gern nutze ich diese Gelegenheit, Veronika herzlich für dieses sehr offenen und konstruktiven Meinungs- und Ideenaustausch zu danken.         

Peter: Liebe Veronika, herzlich Willkommen zu einem Gespräch mit mir, einem bloggenden Professor. Ich freue mich, dass du da bist und das mit dem Gespräch geklappt hat. Als kleines Entree, bevor ich dich frage, wer du bist und was du so machst, die kleine Geschichte, wie es zu unserer Bekanntschaft gekommen ist. Ich habe an den IAG-Online-Learning-Tagen 2021 teilgenommen, die von der deutschen Unfallversicherung organisiert wurden, und dort hast Du einen Workshop zu Fragen der Prävention, zu Belastung und Belastungsermittlung online gegeben. Der Workshop hat mich offen gesagt sowohl inhaltlich und fast noch mehr vom Stil her begeistert. Offensichtlich sind solche Workshops für Dich keine große Anstrengung bzw. was du sonst machst auch online anzubieten. Das war sozusagen der Aufhänger. Wir sind uns dann gegenseitig gefolgt, ich war mehr bei dir auf der Homepage, ich habe geschaut was Du bei Twitter und LinkedIn machst. Und da waren natürlich meine Augen und mein Staunen sehr sehr groß, denn, ich würde mal ganz einfach sagen, du bist eine sehr renommierte Arbeits- und Organisationspsychologin mit einer eigenen Firma. Du betreibst ein Netzwerk mit dem Namen „Pioniere der Prävention“ mit Veranstaltungen, Erfahrungsaustausch, das sind ja Dinge, und das beobachte ich auch wenn von Zeit zu Zeit in Österreich bin, dass dies bei Euch manchmal etwas überschaubarer ist als bei uns in Deutschland. Gern würde ich den Ball jetzt mal nach Wien spielen und bitte Dich, stell Dich mal kurz vor, was machst Du, wo siehst du deine Ziele. Das wäre wirklich ganz nett.
Veronika: Gerne, den Ball greife ich sehr gerne auf. Vielen lieben Dank für die Einladung und diese schönen warmen Worte zu Beginn. Ja ich bin selbstständig als Arbeitspsychologin unterwegs, jetzt seit über 11 Jahren, und hab da auch schon einiges erlebt muss ich sagen. Mein Hauptschwerpunkt, wenn ich Firmen begleite, dann ist das in der Regel die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, die wir in Österreich ja genauso haben mit der sogenannten Evaluierung, wie es bei uns heißt aber inhaltlich genau das Gleiche ist. Das heißt, das ist mein Tätigkeitsschwerpunkt bei Organisationen. Daraus ergeben sich dann manchmal noch ein paar andere Aspekte aus der Arbeitspsychologie, die Firmen dann eben aufnehmen wollen. Und das begleite ich mit unterschiedlichsten Methoden: mit Workshops, mit Onlinebefragungen all dem was sozusagen die Organisationen brauchen und womit wir die Beschäftigten gut erreichen. Und eben mein zweites Standbein, meine zweite große Leidenschaft sind eben die „Pioniere der Prävention“. Das ist ein Netzwerk von Menschen, die in der betrieblichen Prävention unterwegs sind. Wo wir uns gegenseitig austauschen und hier auch psychologische Impulse geben rund um das Thema Gesprächsführung, wie kann man Leute mitreißen eben auch sich für dieses Thema Arbeitssicherung, Gesundheitsschutz zu begeistern. Das ist so mein Hintergrund.

Peter: Da bleiben wir gleich mal bei diesem schönen Wort mitreißen. Und ich hatte ja schon zu Beginn gesagt, dass es dir wirklich sehr gut gelingt, Online-Workshops mitreißend zu gestalten. Wie bist du darauf gekommen. Ist das vom Himmel gefallen? Hast du dich bei anderen informiert oder ist Dir das gegeben? Das ist so eine Frage, die mich in den letzten Wochen und Monaten bewegt hat. Wie macht du das? Ist das persönlichkeitsabhängig, können es einige und andere nicht? Was meinst du?
Veronika: Das glaube ich gar nicht. Ich glaub das ist eher eine Übungssache. Wie gewohnt ist man es, mit diesem Medium eben auch zu arbeiten. Und über so ein schwarzes Loch, über so eine Kamera, dann eben auch mit Menschen Kontakt herzustellen. Grundsätzlich, was mir so ein bisschen in die Wiege gelegt wurde, ich bin ziemlich technikaffin. Dass schon, mein Vater war Programmierer Zeit seines Lebens, deswegen habe ich schon selber relativ früh begonnen so mit einfachen HTML-Geschichten, meine eigenen Website zu bauen. Wie dann endlich das Internet aufgekommen ist. Von dem her hab ich da schon immer eine Affinität gehabt. Hab auch meine eigenen Websiten immer selber programmiert. Das war immer was, wo ich mich ganz gern eingefuchst habe, so in neue Dinge. Und wie dann eben auch Videokonferenzen aufgekommen sind, vor einigen Jahren, hab ich das natürlich auch mit ganz viel Begeisterung mitverfolgt. Hab aber ehrlich gesagt noch keine Kunden gehabt, die das mitgemacht haben. Ich hab immer versucht, dafür zu begeistern und gesagt „Ja wir können doch eine Videokonferenz machen“ anstatt ich 4 Stunden in eine Richtung fahre für 1 1/2 Stunden Besprechung. Die waren immer noch sehr zurückhaltend. Sagten „Na wir sollten uns schon mal die Hand gegeben haben und das wär doch wichtig“. Da bin ich immer gegen eine Wand gelaufen. Gut, hab ich akzeptiert und trotzdem immer wieder angeboten. Hab dann vor 3 Jahren mittlerweile meinen ersten Online-Kongress veranstaltet, für Menschen in der betrieblichen Prävention, und der ist in den letzten Jahren sehr sehr groß gewachsen und haben dieses Jahr auch fast 800 Teilnehmer dabei gehabt. Einfach weil das ein Medium ist, wo ich gesehen hab, da kann man die Leute sehr sehr gut vernetzen, zeit- und ortsunabhängig. Genau und so ist das einfach Schritt für Schritt in den letzten Jahren gewachsen. Und immer mehr angeboten habe und für Menschen in der betrieblichen Prävention und im ganzen deutschsprachigen Raum. Und ich sag mal meine ersten Videos und meine ersten Webinare waren sicher grauenhaft, ganz furchtbar.

Peter: Kann ich mir nicht vorstellen…
Veronika: Schau mal auf meinen YouTube-Kanal und blättere mal ein paar Jahre nach hinten. Wirklich furchtbar, kann man sich nicht mehr anschauen. Aber es ist etwas, das braucht halt seine Zeit. Das braucht seine Übung und da muss man auch einfach ins kalte Wasser springen. Und ich muss sagen, dadurch dass ich schon sehr früh in dieses Wasser zumindest meine Zehen reingesteckt habe und Dinge ausprobiert habe, ist es mir dann leichter gefallen. Auch wie die Pandemie kam und plötzlich alle meine Kunden online betreut werden wollten. Ist es mir dann durchaus leichter gefallen mich schnell anzupassen. Ja und dann war die Lernkurve natürlich nochmal deutlich steiler und so hat sich das gut entwickelt über die letzten Jahre.

Peter: Jetzt stoße ich natürlich bei meinen Überlegungen gleich auf eine Aussage von dir und du sagst ja, tolle Vorträge brauchen ganzheitliche Kommunikation und Interaktion. Da gibts, ich denke nach wie vor viele trotz der letzten Monate, die damit kämpfen. Was meinst du mit ganzheitlicher Kommunikationen und Interaktion bei Online-Vorträgen. Ich kämpfe ja, muss ich sagen auch jeden Tag, jede Woche. Wir sind ja jetzt schon über ein Jahr im Online-Lehrbetrieb, aber was meinst du mit ganzheitlicher Kommunikation und Interaktion bei Online-Formaten?
Veronika: Genau, ich finde es extrem wichtig eben auf diese Dinge zu schauen und zu schauen wie ich die Leute möglichst gut erreichen kann, auch über dieses Medium. Ganzheitliche Kommunikation, da stellt man sich vielleicht vor ich muss die Leute riechen können, muss sie greifen oder es muss in 3-D sein. Aber das stimmt so nicht in meinen Augen. Wenn wir das ganze in die Online-Welt verlagern, dann kann ich hier in anderen Dimensionen mitdenken. Dann kann ich versuchen, Leute auf andere Art und Weise zu erreichen und nicht nur über mein Video und meine Sprache. D.h. ich kann beispielsweise hier über Video und Sprache Fragen stellen und Vortrag machen. Aber damit ich zurück sozusagen diese Kommunikation bekomme, diese Interaktion, brauche ich nicht zwangsläufig das Video oder Audio von meinen Teilnehmern. 
In einem Seminarraum finde ich es natürlich super, wenn ich so ein bisschen höre wenn die Leute zu gähnen anfangen, zu kichern, Nebengespräche… Da ist vielleicht etwas was ich gesagt habe, was sie jetzt besprechen wollen. Das hab ich in der Regel online nicht. Was ich aber versuchen kann online und was sehr sehr gut funktioniert, ist das ich andere Medien mit einsetze. Das die Leute bei Abstimmungen mitmachen, mir durch ein Klicken Kommunikation mitgeben oder das ich sie über den Chat mit kommentieren lasse. Oder das ich ein Whiteboard freigebe , wo wir gemeinsam zeichnen beispielsweise. Ich versuche, hier sehr ganzheitlich die Leute einzubinden, dass sie wirklich sehr niederschwellig die Möglichkeit haben, hier mit mir zu interagieren. Und dann ist es natürlich wichtig, dass wissen wir beide, auch aus psychologischer Sicht die Leute schnell zu belohnen, wenn sie sowas tun, so eine Verhaltensweise zeigen. Beispielsweise wenn ich ein Webinar halte, wo weiß ich nicht 200 Leute mit teilnehmen, dann ist es klar, dass ich nicht mit jedem reden kann und nicht diesen persönlichen Kontakt aufbauen kann. Aber was ich sehr schnell machen kann ist, dass ich eine Interaktion anbiete in den ersten 5 Minuten, nämlich wenn ich einen Klassiker sage: Schreiben sie mir mal in den Chat woher sie kommen. Dann rattern dann diese Angaben, diese Ortsangaben, und wenn ich es dann aber schaffe diese Ortsangaben schnell zu kommentieren mit „oh spannend, da war ich auch schon“, „lustiger Ort, wo ist das eigentlich?“ Dann merken die Leute, das geht in zwei Richtungen, ich reagiere auf das, was sie tun und sie werden belohnt, wenn sie was reinschreiben. Dann ist sozusagen etwas sehr sehr gut, wie ich finde, ganzheitlich kommunizieren kann. Das muss man einfach ausprobieren, was einem da gut liegt aber das finde ich extrem wichtig.

Peter: Ja ähnlich mache ich das auch in Vorlesungen, so Check Ins, bloß ist es bei Vorlesungen wirklich immer eine Zeitfrage, wie umfangreich das ist. Wir haben da nur die 90 Minuten, ich halte da auch nicht viel davon die Online-Vorlesungen 90 Minuten durchzuführen, ich teile das immer zwei mal 35 Minuten, das sind so die Erfahrungen der letzten Monate, die ich da gesammelt habe. Ja aber jetzt bist du ja Arbeits- und Organisationspsychologin und jetzt haben wir ja, ich denke wir alle, sehr viele Erfahrungen gesammelt. Für mich ist das ein sehr ambivalentes Bild - die letzten Monate. Viele Vorteile, ich bringe mal das Stichwort Homeoffice, jetzt aber natürlich auch viele Nachteile. Wie bewertest du das, was da entstanden ist? Was sich da gezeigt hat, die Erfahrungen? Ich denke das sind ja Dinge, die die Unternehmen deine Auftraggeber, deine Kunden an dich herantragen
Veronika: Definitiv ja, grundsätzlich gehe ich immer mit einer Einstellung ins Leben das ich sag, wir müssen es doch eh nehmen wie es kommt. Wir können es nicht ändern, dass jetzt Pandemie ist. Da müssen wir mit dem arbeiten was da ist. Und beispielsweise eben ganz zu Beginn, wo alle Leute de facto, die konnten, im Homeoffice gewesen sind. Da war es klar, dass sich psychische Belastungen verändern. Dass gerade Menschen, die zu Hause auch alleine wohnen beispielsweise und kein sehr enges soziales Netz haben, dass es denen auch beim Arbeiten nicht so gut gegangen ist. Dann muss man sich natürlich anschauen, was können noch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber denn machen, was können sie zur Verfügung stellen um solche Menschen gut einzubinden. Jetzt sind wir in einer anderen Phase, jetzt geht es viel ums hybride Arbeiten, das Zusammenarbeiten zwischen online und offline. Auch hier sag ich, das ist eine Situation, da muss man sich gut anpassen können. Und eben als Führungskraft, als Arbeitgeber:in eben sehr gut zuhören was die Beschäftigten mitteilen: an Bedürfnissen, an Wünschen. Wie man denn hier gut zusammenarbeiten kann. Ich sag mal diese aktuelle Form des Arbeitens, die wir hier haben und die sich in vielen Büros verändert hat, das ist eine Tatsache. Die hat natürlich ihre Vor- und Nachteile ganz klar, eben aus psychologischer Sicht habe sich einige psychische Arbeitsbedingungen verschoben. Aber ich bin sicher, dass man das sehr gut lösen kann und viele meiner Kunden machen das auch großartig. Wenn man zuhört, was die Beschäftigten brauchen und dann entsprechend darauf eingeht.

Peter: Naja das ist jetzt das Stichwort: Hybride Lösungen. Da versuche ich auch viel zu lesen. Ich hab auch die ersten ein zwei hybriden Vorlesungen, ein Teil der Studierenden war anwesend, ein anderer Teil war weltweit verteilt. Ich war sehr froh, dass es da jemand gab, der die Kamera immer neu ausgerichtet hat. Wo liegen denn da die besonderen Herausforderungen? Ich werfe da vielleicht auch mal ein Argument ein: komplette Freiheit - den Mitarbeitern überlassen, wann sie zu Hause arbeiten wollen, wann sie ins Büro kommen? Wie siehst du das? Was ist das Besondere bei hybriden Lösungen? Vielleicht noch ein Argument einzubringen, für mich ist es auch manchmal so, bei Kontakten mit Unternehmen, dass so gerade die etwas „altdenkenden“ Führungskräfte, sich freuen, wieder alle Schäfchen bei sich zu haben und so weiter und so fort. Also wo siehst Du aus psychologischer Sicht die besonderen Herausforderungen oder läuft das alles? Die Erfahrungen haben wir online und das andere ist ja so wie früher. Was können wir da machen, auf was sollten wir achten?
Veronika: Genau, also ich glaub wenn man mit der Denkweise herangeht, dass man sagt der Online-Teil, den haben wir jetzt schon geübt, den können wir gut und der Offline-Teil ist so wie früher, dann hat man defacto zwei Gefäße, die miteinander nicht kommunizieren. Also das ist wirklich die große Herausforderung beim hybriden Arbeiten, bei hybriden Vorträgen und Meetings diese zwei Welten irgendwie zusammenzubekommen. Und in Wirklichkeit ist das hybride Arbeiten, egal in welchem Setting jetzt, eine viel größere Herausforderung als wenn ich mit einem Medium arbeite. Es ist eine größere Herausforderung als in einem Raum miteinander zu arbeiten und es ist auch eine größere Herausforderung als ein Webinar oder Online-Meeting zu halten. Also da, ich bin selber sozusagen sehr häufig in solchen hybriden Situationen. Einerseits beim Vortragen anderseits auch bei Meetings, auf beiden Seiten kenne ich es schon. Ich kenne es als Teilnehmerin, ich kenn es als Moderatorin, ich kenn es auf der Offline-Seite, ich kenn es auf der Online-Seite. Ich kenn sozusagen da wirklich auch alle Vor- und Nachteile muss ich sagen. Und das was ich immer sehe ist die Schwierigkeit, den Kontakt herzustellen zwischen diesen beiden, ich sag mal Gefäßen, Menschen die entweder online oder offline da sind. Das ist etwas, was gar nicht so einfach ist, wo es viele Stolperfallen gibt. Das fängt an bei der Technik, die du schon angesprochen hast. Es beginnt bei ich brauch verschiedene Kameras, die den Raum aufnehmen um denjenigen die Online dabei sind ein Gefühl dafür zu geben, was macht der Vortragende, die Person die präsentiert und was machen die anderen, die Zuschauer. Auch diesen räumlichen Eindruck brauche ich ja, um zu bemerken, kommt eine Diskussion auf, kann man da vielleicht etwas einbringen. Also in Wirklichkeit brauchst da vielleicht zwei verschiedene Kameras. Audioqualität - Wahnsinn, dass ist eine riesige Herausforderung, dies in beide Richtungen zu schaffen. Das diejenigen die online dabei sind die Hand heben können und dann sprechen können in ihr Mikrofon und das man das dann eben hört in diesem Raum vor Ort und umgekehrt. Das die Raumqualität auch aufgenommen wird für diejenigen die online dabei sind. Also derjenige der spricht und aber auch diese Nebengespräche die im großen Raum stattfinden. Und das zu schaffen ohne Rückkoppelungen und Hall, das machen in Wirklichkeit eigene Audioanbieter die Räumlichkeiten dafür einrichten. Das ist nix, wo man einfach nur einen Laptop in die Mitte stellen kann von einem Besprechungstisch und sagt, redet mal alle da rein, das wird schon funktionieren. Also da muss man immer vorher testen. Das ist die eine Sache, die große Herausforderung. Und die zweite große Herausforderung sind halt auch diese Moderationsfähigkeiten und das Schaffen, beide Seiten gleichberechtigt hier auch zu Wort kommen zu lassen. Wenn du vorträgst beispielsweise bei einer hybriden Vorlesung, ist es wahrscheinlich so, dass du vor Ort bist, ein paar Studenten bei dir sind und ein paar Studenten zugeschaltet sind. Dadurch ist man aber in der Regel sehr versucht denjenigen mehr zu beachten, der im gleichen Medium ist wie man selber. Also diejenigen die vor Ort sind und die Augen verdrehen, auf die könntest du wahrscheinlich schneller reagieren als diejenigen, die zu Hause sitzen und dort die Augen verdrehen und vielleicht irgendwie nicht mitkommen bei dem was du vorträgst. Oder die lachen oder was auch immer. Man achtet immer sehr viel mehr auf das Medium wo man selber drinnen ist. Ich hab zum Beispiel mal vorgetragen in einem Seminar, da war ich online dabei und wurde zugeschaltet in einen Seminarraum am Bodensee. Und dort sind ein paar Leute gesessen und dann gab es noch Leute, die online dabei waren. Und auch hier war so die Herausforderung z.B. bei Kleingruppenübungen die dann zusammenzubringen. Wie organisiere ich es, dass diejenigen die online dabei sind die gleichen Chancen haben zu partizipieren wie diejenigen, die sich in einem Raum einfach an einen Tisch gemeinsam setzen können. Und das muss ich vorneweg mir didaktisch sehr klar überlegen. Und das ist etwas, das können sich viele Leute gar nicht vorstellen, wenn sie es noch nicht erlebt haben. Und das sehe ich wirklich als große Herausforderung. 
Ja wenn wir an die Arbeitswelt denken, sag ich immer zumindest bei so Vorträgen und alles was so lernorganisatorisch ist, also wo die Zeit sozusagen kurz ist, nur dann machen, wenn es wirklich möglich ist von den räumlichen Bedingungen und wenn man auch schon weiß, wie man es angehen möchte. Das hat einen Grund, warum ganz viele Führungskräfte eben zumindest einen Tag pro Woche alle ihre Schäfchen gern beieinander haben wollen. Und so z.B. bei einem Jour fixe sagen, ok Leute wir haben jeden Montag unseren Jour fixe bitte am Montag sind alle hier und nicht im Homeoffice. Das hat schon seinen Grund, kann schon Sinn machen.

Peter: So gewisse Regeln dürften doch eine große Rolle spielen aus meiner Sicht und ich denke aus deiner Sicht auch.
Veronika: Ich glaub gerade wenn die Rahmenbedingungen sonst nicht gut gegeben sind, dann macht es definitiv Sinn hier sich auch gemeinsam auf Spielregeln zu einigen. Das heißt ja nicht, dass jede Partizipation oder Freiheitsmöglichkeit weg sind für die Beschäftigten, sondern man kann es sich ja gemeinsam auch ausmachen, wann man was tut und in welchem Umfang.

Dies ist das Ende des ersten Teils des Gesprächs mit Veronika Jakl -  hier geht es zum Video des Gesprächs. 

 

Der zweite Teil des transkribierten Gesprächs folgt in den nächsten Tagen.


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