Dienstag, 4. April 2017

5 (+1) Frage/n zu den Erwartungen an das Personalmanagement - ein Statement aus der Sozialwirtschaft von Reinhold Schirren von Careflex

Überall wird über Personaler und das Personalmanagement viel gesprochen - weniger wird mit den Personalern gesprochen. Bei diesen Diskussionen dreht sich alles um die gegenwärtigen Prozesse und Leistungen, aber zunehmend auch um die Perspektive von „HR“ insgesamt. Diese m. E. oft mit ungewohnter Schärfe vorgetragenen kontroversen Meinungen waren für mich Anlass, eine Interviewreihe mit Kunden, Partnern und Insidern des Personalmanagements zu starten. Heute spreche ich mit Reinhold Schirren, Geschäftsführer der CareFlex Personaldienstleistungen GmbH, einem Unternehmen aus dem Verbund der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. CareFlex agiert mit diesem Hintergrund als Personaldienstleister für die Unternehmen der erwähnten Stiftung und auch darüber hinaus in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ich danke Herrn Schirren bereits vorab herzlich für die Teilnahme an der Interviewserie und bitte ihn, sich kurz vorzustellen. Daran schließen sich dann meine Fragen an.

Reinhold Schirren
Ich bin Reinhold Schirren, Geschäftsführer der CareFlex Personaldienstleistungen GmbH. Seit der Gründung im Jahr 2004 kümmern wir uns um Personalbedarfe in der Sozialwirtschaft. Wir haben im Rahmen der klassischen Arbeitnehmerüberlassung innerhalb der Evangelischen Stiftung Alsterdorf angefangen, können jedoch mittlerweile einen großen, auch externen Kundenstamm zählen. Seit 2012 bieten wir zudem Personalberatung und -vermittlung in der Sozialwirtschaft an, wozu auch die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte gehört. Hier arbeiten wir projektbezogen mit verschiedensten Kunden aus dem sozialen Bereich erfolgreich zusammen.

Wald: Vielen Dank für die kurze Vorstellung. Wie ist Ihre Position im Personalmanagement bzw. worin bestehen Ihre konkreten Schnittstellen zum Personalmanagement?
Schirren: Als Geschäftsführer bin ich wenig im operativen Geschäft eingebunden. Da unsere Dienstleistung jedoch vor allem mit Personal zu tun hat, betrifft fast jedes Anliegen, das auf meinem Tisch landet, automatisch das Thema Personalmanagement. Als Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft, der vorwiegend pädagogische und pflegerische Fachkräfte sucht, spüren wir den Personalmangel schon seit Längerem. Daher sind mir die Bedeutung eines professionellen Personalmarketings und einer starken Arbeitgebermarke stets ein Anliegen und ich habe dies auch früh im Unternehmen implementiert. In die strategischen Prozesse bin ich stark eingebunden und freue mich, dass wir heute ein ganzes Team für den Bereich Personalmarketing haben.

Wald: Wie schätzen Sie den gegenwärtigen Status bzw. das Standing der Personaler insgesamt ein?
Schirren: Ich kann nur für die Sozialwirtschaft sprechen: Hier genießen Personaler teilweise den Ruf, nicht auf dem aktuellsten Stand oder langsam zu sein. Teilweise vielleicht zu Recht. Gerade im sozialen Bereich gibt es viel Entwicklungspotenzial. Zudem verändern sich die Wünsche und Bedürfnisse der Bewerber, wie auch die Bedingungen am Arbeitsmarkt. Aber gerade wegen dieser Veränderungen sehe ich die Bedeutung des Personalwesens im Aufwind, zumal ihre Bedeutung durch Themen wie Employer Branding oder Lebensphasenorientierung über die klassischen Funktionen der Personalarbeit deutlich hinausgeht.

Wald: Was meinen Sie, warum wird das Personalmanagement heute (trotzdem) so oft und teilweise heftig kritisiert?
Schirren: Ich denke, Personal muss sich im Allgemeinen immer wieder hinterfragen und von „alten Gewohnheiten“ lösen. Beispiel Rekrutierungsprozess: Häufig bestehen Unternehmen immer noch auf den klassischen Lebenslauf mit Anschreiben, womöglich gar per Post. Oder Bewerbungen werden gar nicht akzeptiert, wenn sich die Bewerber nicht online im Bewerbermanagement registriert haben.

Wald: Wo sehen Sie in der nächsten Zeit konkreten Änderungsbedarf bei Leistungen und Angeboten des Personalmanagements?
Schirren: Klassisches HR muss stärker interdisziplinär arbeiten und sich mit anderen Abteilungen ganz selbstverständlich vernetzen. Wir als Arbeitgeber müssen uns noch offensiver beim potenziellen Mitarbeiter bewerben als er oder sie bei uns. In Branchen, die mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben, passiert das zum Teil schon, aber auch hier kann noch mehr geschehen. Natürlich müssen wir alle mobiler und digitaler werden und daran arbeiten, unsere Zielgruppen auf allen Kanälen zu erreichen.

Wald: Was werden die Schwerpunkte des Personalmanagements in 10 Jahren sein?
Schirren: Wäre das nicht schön, wenn ich in die Zukunft schauen könnte? Für uns in der Sozialwirtschaft wird die Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen sicher auch eine große Rolle spielen. Wer weiß, vielleicht sieht das Berufsbild eines Krankenpflegers in zehn Jahren ganz anders aus – vielleicht wird das Tätigkeitsprofil ergänzt durch den Einsatz von Pflege-Robotern. Vielleicht gewinnt der Beruf durch neue Herausforderungen an Attraktivität und wir sprechen nicht mehr von Mangel. Vielleicht müssen wir noch mehr international denken und handeln, weil wir im Inland nicht immer genügend passende Arbeitskräfte finden.

Wald: Jetzt zur Frage 5+1 (für meine Alumni und Studierenden) Was empfehlen Sie den jungen Personalern bzw. Studierenden, die eine Laufbahn im Bereich HR anstreben? Worauf sollten diese achten? Was ist und was wird wichtig?
Schirren: Ich denke, folgende Eigenschaften können für die Personalarbeit wichtig sein:

  • Bereitschaft sich weiterzuentwickeln, sich zu hinterfragen
  • Digitalisierung wird das Arbeiten verändern, auch im HR-Bereich
  • Die Anforderungen an Arbeitskräfte werden größer und komplexer – daher hat Betriebliches Gesundheitsmanagement eine zunehmende Bedeutung
  • Employer Branding wird immer wichtiger, die Arbeitsmarktlage verschiebt sich  Unternehmen bewirbt sich beim Bewerber und nicht umgekehrt.

Wald: Ganz herzlichen Dank für die Antworten. Ich wünsche Ihnen weiterhin viele und nachhaltige Erfolge mit CareFlex sowie immer freundliche Kunden.

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