Ziegenhorn: Mein Arbeitsgebiet heißt Lean Manufacturing. Häufig werden unter diesem Schlagwort die Reduzierung von Verschwendungen im Herstellprozess, also die Optimierung von Produktionsabläufen bis hin zu Automatisierungsstrategien verstanden. Ingenieurskompetenzen sind hierfür zweifellos eine wichtige Voraussetzung. Aber der Begriff „Lean Manufacturing“ betrifft nicht nur die technischen Veränderungen, sondern wird nach Ohno als „ein Produktionsverständnis, in welchem die Zeit zwischen der Bestellung durch den Kunden und der Auslieferung durch das Verringern von Verschwendungen verkürzt wird,“ definiert. Lean Manufacturing ist also mehr als ein technisches Konzept, ein Set von Methoden oder eine Organisationsform. Es ist ein Grundverständnis, eine Kultur, eine Denkweise. Deshalb sind die Elemente der Organisationsentwicklung, des Change Managements und der Personalarbeit für mich wesentlicher Bestandteil des Lean Manufacturings. Ich möchte in dem Workshop dieses Verständnis weiter ausarbeiten sowie Zusammenhänge und Grenzen bzw. Herausforderungen deutlich machen. Ziel des Workshops ist es, gemeinsam mit den Teilnehmern, ein differenziertes Bild vom Lean Manufacturing zu entwickeln.
Wald: Können Sie schon einige inhaltliche Schwerpunkte nennen?
Ziegenhorn: In dem geplanten Workshop würde ich sehr gern Erfahrungen zum Thema Lean Manufacturing zusammentragen. Hierbei möchte ich zunächst das Thema in groben Zügen vorstellen – ich beziehe mich stark auf die Beschreibungen des Lean Manufacturing Verständnisses von J.K. Liker (Toyota Way). Danach werde ich einige Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung vorstellen und explizit auf die konkreten geleisteten oder erwarteten Beiträge der Organisationsentwicklung, des Change Managements und der Personalarbeit hinweisen. Im dritten Teil des Workshops möchte ich die Teilnehmer einladen anhand ihrer Erfahrungen bzw. der beispielhaft formulierten Erwartungen Grenzen und Möglichkeiten der Personalarbeit für die Entwicklung eines Lean Manufacturing zu benennen. Idealerweise hilft uns diese Sammlung den Workshop mit einer – möglicherweise auch kontroversen - Diskussion zu beschließen.
Wald: Auf welche persönlichen Erfahrungen können sie bei diesem Thema zurückgreifen?
Ziegenhorn: Insgesamt arbeite ich seit über 15 Jahren als Organisationsentwickler. Ich habe Betriebswirtschaft (Schwerpunkt Organisation, TU Chemnitz) und Politologie (Univ. of Miami) studiert und war als Entwicklungshelfer in Indonesien und als freier Berater in Süddeutschland tätig. Danach hatte ich als Organisationsberater bei AMD und Globalfoundries Dresden Gelegenheit mitzuhelfen, Lean Manufacturing bei AMD Dresden und Singapore einzuführen und zu gestalten. Parallel habe mich 2006-2008 im Rahmen eines MBA Studiums speziell mit der Thematik Lean Manufacturing Consulting vertraut gemacht. Seit 2012 bin ich als Lean Manager bei der Firma TMD Friction GmbH beschäftigt. In dieser Funktion konzipiere, initiiere und begleite ich eine breites Spektrum an Interventionen zum Entwicklung einer Lean Organisation. Ich entwickle und halte Trainings der Verbesserungsmethodik, moderiere Workshops zum Thema Verbesserung der Anlagennutzung oder zur Arbeitsorganisation und kommuniziere und reflektiere den Erfolg unserer Bemühungen in Managementreviews oder bei anderen Gelegenheiten.
Wald: Wie wollen Sie die Inhalte vermitteln?
Ziegenhorn: Ich werde noch eine kleine Präsentation vorbereiten. Alles weitere entwickelt sich – hoffentlich – in einem Mindmap auf dem Flipchart und an der Pinnwand.
Wald: Was werden die Teilnehmer/-innen aus Ihrem Workshop mitnehmen?
Ziegenhorn: Der Workshop soll beitragen, mögliche Vorurteile zum Thema Lean Manufacturing abzubauen. Ich möchte speziell die Perspektive der Personalarbeit im Rahmen von Lean Manufacturing erörtern und hier Möglichkeiten und Grenzen beleuchten. Die Auseinandersetzung mit der Thematik soll Ideen zur Umsetzung und Verankerung einer Lean Manufacturing Kultur in Organisationen aufzeigen.
Frank Ziegenhorn |
Ziegenhorn: Als Lean Manager habe ich sehr vielfältige Aufgaben und Rollen. Ich konzipiere, trainiere, reflektiere, kontrolliere, steuere, dokumentiere, publiziere und kommuniziere. Ich bin Trainer, Berater, Coach oder Moderator. Besonders spannend ist für mich immer wieder der „Reality-Check: Ist das was ich in Trainings vorstelle tatsächlich in Workshops oder Veränderungsprojekten anwendbar?“. Der ständige Diskurs hilft mir und der Organisation zu lernen.
Wald: Herzlichen Dank für die Informationen. Ich freue mich sehr auf die Diskussionen und den Meinungsaustausch am 24. Mai 2014 in Leipzig.
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