Freitag, 13. Februar 2015

Zukunft oder Ende von HR - Links, Gedanken und laufende Diskussionen?

Die Diskussionen zur Zukunft des Personalmanagements sind ein Evergreen. Von Zeit zu Zeit nehmen diese deutlich an Fahrt auf, insbesondere wenn es zu solch plakativen Aussagen wie "Und, Tschüss HR" kommt. Insgesamt fällt auf, dass einem fast einheitlich negativen Fremdbild zahlreiche, zum Teil sehr spezifische, mehr oder minder kritische, Selbstbilder gegenüberstehen. Um hier etwas zu strukturieren, habe ich einige Links zu verschiedenen Originalbeiträgen und Statements aus der HR-Blogosphäre gesammelt.

Vornweg: Offen bleibt m. E. die Frage, wie sich das Personalmanagement im Angesicht zahlreicher Entwicklungen, wie dem Einsatz digitaler Medien, der Enthierarchisierung und möglichen Demokratisierung sowie den neuen Erwartungen von Mitarbeitern, letztlich positioniert. Vielleicht helfen die folgenden Informationen dabei, den eigenen Standpunkt zu überdenken und weitere Diskussionen vor allem in Richtung Realismus und Ergebnisorientierung zu lenken.

1. Allgemeine Statements und Feststellungen
Hier ist der Link zum "Unruhe stiftenden Beitrag" schlechthin: Und Tschüss, HR! oder auch das Original mit der etwas anderen Überschrift "It's time to Split HR" (von Ram Charan). Repliken von Dave Ulrich und John Boudreau ließen nicht lang auf sich warten. Auch die Äußerungen von Josh Bersin in "Forbes": "Why does HR get so much grief" sind lesenswert. Unbedingt erwähnen möchte ich auch die Diskussionen, die Gunnar Sohn u. a. mit Resourceful Humans-Chef Heiko Fischer und Winfried Felser (Competence Site) geführt hat ("Von der aussterbenden Spezies des Personalmanagers").

Knappe Aussagen zur HR-Zukunft - differenziert nach den PWC-Welten (The Future of HR) - finden sich bei hrgrapevine. Das komplette Verschwinden von HR wird bei "The future of HR is "no HR" thematisiert!

Sind Personaler (wirklich) ohne Mehrwert? fragt ein Beitrag im Harvard-Business-Manager. Nicht vergessen werden sollte die exzellente Interviewreihe von Hays aus dem Jahr 2012 unter der Überschrift "Ist die Zukunft von HR rosig?" mit dem passenden Paper "Next Generation HR".

2. Empfehlungen
Breiten Raum nehmen die Empfehlungen für Handlungen des Personalmanagements ein. Dazu gehören "HR muss sich stärker positionieren" von Stefan Nette. Nette hat auch in seinem Blog "aussYcht: Gen Y, HR und die Zukunft der Arbeit" eine Reihe interessanter Interviews mit HR-Experten geführt hat (Quo Vadis – Personalwesen: Was heute schief läuft und morgen anders sein sollte). Auch auf das aktuelle Statement von Marcel Reif soll verwiesen werden "Ein Hoch auf uns! Ein Hurra für die Personalarbeit. Ein Hoch auf HR!". Reif hat sich in seinem Blog bereits einige Male zum Thema "Zukunft von HR" geäußert hat und empfiehlt sich erneut als Mutmacher!

Der Gedanke einer Trennung von HR-Funktionen/Prozessen wird m. E. insbesondere in letzter Zeit recht häufig geäußert. So von Charan (s.o.) aber auch Todd Owens (2. Februar 2015) "Split HR rethinking HRS role within larger organizations". oder auch "Left Brain, Right Brain: Does HR Have A Split Personality?" von Meghan Biro in Forbes.

Ganz konkret scheinen die Empfehlungen von Milatz"Digitalisieren - bevor es zu spät ist!" zu sein. Hier ist etwas Skepsis angesagt. Digitalisierung ist zweifelsohne ein wichtiger Trend. Bei der Forderung "Personaler an die Macht" und vielen Schlagworten, wie Leuchttürmen und Schnellbooten, fällt es schwer, jenseits digitaler Medien konstruktive Empfehlungen abzuleiten. Umsetzbarer scheinen mir hier eher die Anregungen zum Bereich "Agile Organisationen und HR" von Seubert zu sein.

Erwähnenswert sind Aussagen von Dave Ulrich zur Zukunft des Personalmanagements und von Ryan Estis "Here’s What HR Should Be Doing to Have More Business Impact". Dazu gehören auch (die eher klassischen) Überlegungen zu Änderungen der HR Operating Modelle (Bersin: A modern HR operating model: the world has changed) aber auch zur Struktur von Personalbereichen (Ulrich, der hier zumindest den Resourceful Humans-Ansatz erwähnt). Hierzu gibt es seit wenigen Stunden ein aktuelles CIPD-Paper "Changing HR operating models - A collection of thought pieces", das ich bislang leider nur überfliegen konnte (Später dazu mehr!).

3. Die HR-Unterstützer
Es finden sich nicht viele Unterstützer des Personalmanagements, die vorbehaltlos "Ein Hoch auf die Personalarbeit!" ausbringen. Interessant ist dieser Beitrag von Thomas Eggert, weil er sehr umfassend aufführt, welche oft unerkannten Beiträge das Personalmanagement erbringt.

4. Ausblick
Aus meiner Sicht beschreibt Jane Watson die Perspektiven des Personalmanagements mit ihrem Post "HR: Organizational Cheerleader or Agony Aunt?" recht gut zusammen. Was bleibt ist, die Frage nach den künftigen Entwicklungen im Bereich HR. Es fällt nicht leicht, hier klare Tendenzen herauszuarbeiten. Viele der Aussagen lassen sich eher als Polemik interpretieren und sind damit auch ein Ausdruck der weithin unsicheren Perspektive des Personalmanagements. Es fehlt sowohl an Impulsen von den Personalern selbst als auch an klaren Forderungen von den Kunden des Personalmanagements. Auf Unterstützer zu bauen empfiehlt sich nicht, denn deren Zahl ist leider sehr überschaubar.

Eine ganz aktuelle Minimalforderung will ich nachdrücklich unterstützen. Diese kommt von Weilbacher (Human Resources Manager) und lautet

"Sei dabei, HR!".

Mit freundlichen Grüßen

Peter M. Wald


Leseempfehlung:
"This Time, It's Personnel: Humane Resourced 2" von David D'Souza und Lynda Gratton



1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für die Erwähnung Herr Prof. Dr. Wald. Ich freue mich, dass sie meine Meinung und die Experteninterviews teilen.

    Herzliche Grüße
    Stefan Nette

    AntwortenLöschen