Jan Kirchner |
Peter: Vielen Dank für die kurze Vorstellung. Wie ist Deine Position im Personalmanagement bzw. worin bestehen Deine konkreten Schnittstellen zum Personalmanagement?
Jan: Mit dem Jobspreader liefern wir Unternehmen die dringend benötigte Bewerber-Reichweite und automatisieren das Personalmarketing. Vor dem Hintergrund unserer praktischen Recruiting- Erfahrung unterstützen wir Unternehmen mit der Wollmilchsau außerdem dabei, ihre Digitalauftritte so zu gestalten, das sie aus Besuchern auch wirklich Bewerber machen. Als Geschäftsführer, Blogger und Vortragsredner führe ich viele unterschiedliche Gespräche zu aktuellen Entwicklungen und strategischen Herausforderungen im Personalmanagement. Meist mit Fokus auf Personalbeschaffung.
Peter: Wie schätzt Du den gegenwärtigen Status bzw. das Standing der Personaler insgesamt ein?
Jan: Da mache ich je nach Unternehmen und Rolle meines Gegenübers sehr unterschiedliche Beobachtungen. Das Berufsfeld an sich ist nach wie vor stark von seiner administrativen Vergangenheit geprägt, die naturgemäß wenig gestaltend war und darin hat m.M.n. auch das häufige Klagen über das schwache Standing der Personalabteilungen seinen Ursprung. Seit erfolgreiches Personalmarketing und Recruiting in immer mehr Unternehmen als entscheidender Wettbewerbs- und Wettbewerbsfaktor und Wertschöpfungsbeitrag (an-)erkannt werden, beobachte ich jedoch einen Wandel. Das Berufsbild zieht immer mehr Menschen an, die auch im Marketing oder Vertrieb arbeiten könnten, extrovertierter und auseinandersetzungsfreudiger sind. Und genau diese Auseinandersetzungsfreudigkeit hat bisher vielfach gefehlt. Wer ernst genommen werden möchte, muss nämlich nicht nur einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten, sondern darf auch Konflikte und Auseinandersetzungen nicht scheuen. Die Personaler, die ich als Gestalter wahrnehme, verfügen jedenfalls durchweg über beide Eigenschaften und genießen auch den entsprechend Respekt im Unternehmen.
Peter: Was meinst Du, warum wird das Personalmanagement heute (trotzdem) so oft und teilweise heftig kritisiert?
Jan: Ein Teil der Kritik stammt sicher daher, dass Personalarbeit stark regelgebunden ist und Personaler deshalb unternehmensintern nicht unbedingt als Möglichmacher gelten. Teilweise zu Unrecht, z.B. weil sie auf störendes aber zu beachtendes gesetzliches Regelwerk hinweisen, teilweise zu Recht, wenn sich aus Bequemlichkeit auf Prozesse zurückgezogen wird aber kein Wille erkennbar ist, sie zu modernisieren und an Bedürfnisse anzupassen.
Peter: Wo siehst Du in der nächsten Zeit konkreten Änderungsbedarf bei Leistungen und Angeboten des Personalmanagements?
Jan: Das Personalmanagement muss aktiver ins Unternehmensgeschehen eingreifen. Aus meiner Sicht bieten sich sowohl im Bereich Talent Acquisition als auch in der anstehenden Digitalisierungswelle und dem damit einhergehenden Bedarf an Organisationsentwicklung große Chancen, sich als "Treiber", "Gestalter" und "Möglichmacher" zu positionieren. Klappen wird das aber nur, wenn das Personalmanagement sich das gewünschte Standing intern erkämpft, z.B. indem nicht alle Systementscheidungen der IT überlassen werden und man das Entscheidungsrecht über die Arbeitgebermarke nicht MarKom überlässt. Beides erfordert übrigens den Willen zur Weiterbildung jenseits der klassischen Personalthemen.
Peter: Was werden die Schwerpunkte des Personalmanagements in 10 Jahren sein?
Jan: Ich gehe aktuell davon aus, das in den kommenden 10 Jahren viele Verwaltungstätigkeiten automatisiert bzw. auf Self-Service umgestellt werden, sofern sie nicht arbeitsrechtlicher Natur sind. Dadurch wird sich das Personalmanagement (hoffentlich) stark verändern, von der Verwaltung hin zur Gestaltung. Schwerpunkte sehe ich dabei mit Blick auf den demografischen Wandel und den sich wandelnden Arbeitsmarkt u.a. im Recruiting, dem Mitarbeiter Engagement, der Organisations- und Personalentwicklung .
Peter: Jetzt zur Frage 5+1 (für meine Alumni und Studierenden) Was empfiehlst Du den jungen Personalern bzw. Studierenden, die eine Laufbahn im Bereich HR anstreben? Worauf sollten diese achten? Was ist und was wird wichtig?
Jan: Angehende Personaler sollten unbedingt HR-Blogs lesen um ein praxisnahes Bild der HR-Arbeit und der Chancen und Herausforderungen der Zukunft zu gewinnen, das die theoretische Literatur nicht bieten kann. Aber dazu ermunterst Du sie ja schon ;-). Außerdem sollten sie den Beruf nur anstreben, wenn sie Gestaltungswillen mitbringen und Auseinandersetzungen nicht scheuen. Denn wie gesagt, Verwaltungskarrieren hat HR zukünftig nicht mehr zu bieten.
Peter: Ganz herzlichen Dank für die Antworten, lieber Jan. Ich wünsche Dir weiterhin viele und nachhaltige Erfolge, immer eine große Resonanz für Deine Ideen
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