Dienstag, 9. Dezember 2025

Recap Teil 1 - zum Christmas Special des HR Innovation Days 2025

Am 2. Dezember 2025 war es wieder soweit. Das Christmas Special des HR Innovation Days erfuhr seine Neuauflage. Mir war es gelungen, 3 Experten zu 3 Top-Themen zu gewinnen. 
  1. Welche strategische Rolle kann und sollte HR im KI-Zeitalter übernehmen?
  2. Machen wir bei der Personalauswahl bislang alles richtig, oder sollten die derzeit genutzten Verfahren neubewertet und ggf. auch angepasst werden?
  3. Wie steht es um den Umgang mit Entgelttransparenz in den Unternehmen? Welche praktischen Auswirkungen hat die Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie? 
Alles in allem handelt es sich um Fragen, die die gegenwärtigen Herausforderungen für die Personalbereiche deutlich erkennen lassen und meines Erachtens letztlich auch in einer Neubewertung ihrer Rolle münden können. Dies setzt jedoch eine kritische Reflexion der bestehenden Einstellungen zu den Mitarbeitenden und bislang angewandten Vorgehensweisen in den Personalbereichen voraus.

Hier folgt nun der erste Teil des Rückblicks auf das Event.

Besonders gefreut habe ich mich mit Dr. Dieter Veldsman, Chief HR Scientist an der Academy to Innovate HR, einen international bekannten Speaker gewonnen zu haben. Mit seiner Keynote mit dem Titel "HR Priorities 2026: Market signals, strategy shifts & steps to lead the AI-powered workforce" ist es ihm gelungen, wichtige Schwerpunkte der künftigen Personalarbeit zu identifizieren und damit klar auf die Handlung

Angesichts der laufenden KI-Revolution sollten sich aus seiner Sicht die Personaler auf fünf zentrale Prioritäten konzentrieren, um ihre Unternehmen erfolgreich durch diese Transformation zu führen.

1. Co-Führung der KI-Transformation 
Die Einführung von KI sieht Veldsman weniger als Technologie, sondern vielmehr als eine Kulturimplementierung. HR muss hier eine zentrale Rolle bei der ethischen und verantwortungsvollen Gestaltung dieses Wandels spielen. HR sollte als „Stimme der Menschen“ in multidisziplinären Gremien agieren und dadurch sicherstellen, dass die menschliche Perspektive im Mittelpunkt steht.

2. Reinvestition von KI-Kapazitätsgewinnen 
KI wird zweifellos zur Freisetzung von Kapazitäten führen. Unternehmen stehen dann vor der Wahl zwischen drei Strategien: Capacity Extraction (Stellenabbau zur Kostensenkung), Capacity Amplification (Erhöhung der Arbeitslast für die bestehende Belegschaft) und Capacity Reinvestment. Ein verantwortungsvoller Ansatz, so Veldsman, liegt in der Reinvestition. Anstatt kurzfristig Kosten zu senken, sollten Mitarbeiter für höherwertige, zukunftssichere Aufgaben umgeschult werden.

3. Fokus auf Skills statt Zahl der Mitarbeitenden 
Die Halbwertszeit von Wissen nimmt rapide ab. Eine rein auf Kopfzahlen basierende Personalplanung ist deshalb nicht mehr zeitgemäß. Die Zukunft gehört einer Skill-basierten Planung, die erfordert, dass Unternehmen genau wissen, welche Skills sie heute besitzen und welche sie morgen wirklich benötigen. HR muss hier Rollen neu gestalten, interne Mobilität zu fördern und vor allem die Führungskräfte zu befähigen, in Skills statt in starren Jobprofilen zu denken und zu führen.

4. Weiterentwicklung der HR-Operating Models (HR-Betriebsmodelle) 
Traditionelle, in Silos organisierte HR-Strukturen (Recruiting, Entwicklung, Vergütung) sind zu starr und langsam. Sie spiegeln nicht die Erfahrungen wider, die Mitarbeiter mit dem Unternehmen machen. Zukünftige HR-Modelle müssen agiler und funktionsübergreifender sein, ein Dilemma, das einprägsam zusammengefasst wurde: „Why do people say when I shop online it feels like 2025, but when I have to put in leave on our internal HR system, it feels like 1960?“

5. Gezielter Aufbau von KI-Kompetenz (AI Fluency) 
Ähnlich wie beim Erlernen einer neuen Sprache erfordert der souveräne Umgang mit KI drei Dinge: das Vokabular (z. B. Prompt Engineering), die Grammatik (das Wissen, wann welches KI-Tool für welche Aufgabe geeignet ist) und den Kontext (das Verständnis, wie KI sinnvoll in die eigene Arbeit integriert werden kann). HR muss nicht nur die eigene KI-Kompetenz aufbauen, sondern Lernumgebungen zu schaffen, in denen alle Mitarbeiter die notwendigen Skills sicher und verantwortungsbewusst erlernen können. Seine konkreten Hinweise für HR finden sich hier.



















Veldsmans zentraler Appell in seiner Keynote war unmissverständlich: HR muss mutig führen und die KI-Revolution „humanisieren“, um sicherzustellen, dass die menschliche Perspektive bei dieser fundamentalen Transformation der Arbeitswelt im Mittelpunkt steht. Seine Forderung, die Arbeit neu um menschliche Fähigkeiten herum zu gestalten, erzwingt eine fundamentale Neubewertung der Frage, wie wir als Personaler diese Fähigkeiten überhaupt identifizieren und wie wir künftig die neuen Fähigkeiten gezielt entwickeln.

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