Montag, 15. September 2014

Forum „Human Resources & Science“ - 10. September 2014 - Ein Rückblick

Es ist verdienstvoll, dass die DGfP, die FOM und die Haufe-Gruppe ein Forum bieten, um den Meinungsaustausch von HR-Wissenschaftlern und HR-Praktikern zu forcieren. Dass die Blickwinkel von Wissenschaftlern und Praktikern durchaus unterschiedlich sein können versteht sich von selbst, treffen hier doch der Wille und die Möglichkeiten zur Analyse auf die Notwendigkeit zur erfolgreichen und leider oft raschen Gestaltung von Personalprozessen. Vornweg: Die Teilnahme am Forum hat sich gelohnt und dies soll hier auch kurz begründet werden.

Der Einstieg in das Treffen war klug gewählt, denn die Keynote von Rüdiger Kabst (Universität Paderborn) über die "Grenzen des Bauchgefühls" hat für die Notwendigkeit sensibilisiert, sich mit bestehenden Auffassungen und Praktiken weit kritischer als bisher auseinanderzusetzen.

Rüdiger Kabst bei seiner Keynote 
Kabst hat es unter Verweis auf die Mythen in der Medizin verstanden, die weit verbreiteten Mythen im HR-Management herauszuarbeiten. Auf diese Weise gelang es ihm, Argumente für ein Evidence based Personalmanagement nachvollziehbar vorzutragen. Dabei hat er selbstverständlich auch Sutton und Pfeffer, die "Päpste" des Evidence based Management aus den USA zu Wort kommen zu lassen. Ich will hier nicht verschweigen, dass ich Brodbeck (Organisationsentwicklung 1/2008) für den ersten Impulsgeber zum Evidenz-basierten Management im deutschsprachigen Raum halte, kann aber die Vehemenz der Argumentation von Rüdiger Kabst nachvollziehen. Einen schönen Abschluss dieser Keynote bildete ein nettes Video zur Rolle der Evidenz ("Viva la Evidence").

Torsten Biemann (Universität Mannheim) und Heiko Weckmüller (FOM Bonn) stellten im nächsten Beitrag ihre empirische Studie zum „Forschungs-Praxis-Transfer in Deutschland“ vor. Dazu gibt es von beiden auch ein empfehlenswertes DGfP-Paper. Biemann illustrierte den Forschung-Praxis-Gap bei HR-Fragen anhand konkreter Mythen. Zu den Mythen zählte er u. a., dass "Assessment-Center der Königsweg der Personalauswahl sind" (Achtung: Diese verfügen nur über eine mittlere Prognosekraft, weit besser sind allgemeine Intelligentests) und ... dass zwischen den Generationen grundlegend verschiedenen Wertvorstellungen existieren (Stichwort Generation Y - Nein! Die Wertvorstellungen sind sich weitgehend ähnlich). Weckmüller hat diese Überlegungen in Richtung des Research-Teaching-Gaps bei HR-Fragen fortgesetzt. Offensichtlich gelingt es nicht, die relevanten Erkenntnisse z. B. mit Hilfe der Absolventen in die Praxis zu übertragen. Wie dies bei der Ausbildung besser erreicht werden kann, muss diskutiert werden. Ute Götzen (Autouni Volkswagen AG) beschrieb anschließend wie es bei der Volkswagen AG erfolgreich gelingt, den Wunsch nach (schnellen) wissenschaftlichen Erkenntnisse akademisch richtig in der Praxis umzusetzen. Dirk Sliwka (Seminar für ABWL und Personalwirtschaftslehre an der Universität Köln) beantwortete dann die Frage „Wie wissen wir, was wirkt? Kausalität im evidenzbasierten Personalmanagement“ mit einem Plädoyer für die gezielte Nutzung von Feldexperimenten oder Quasi-Experimenten ("Piloten"). Er konnte dazu beeindruckende Untersuchungsergebnisse vorlegen.

In der anschließenden Diskussion zwischen Professoren und Praktikern wurde sichtbar, wie schwierig es in der betrieblichen Praxis ist, Entscheidungsträger für neue Lösungen zu begeistern und die Lösungen dann auch umzusetzen. Hier ist offensichtlich mit breiten Widerständen - sogar in den Personalbereichen selbst - zu rechnen.

Alles in allem ein interessantes Event, auch wenn für ein Dialogforum m. E. der Dialog zu kurz gekommen ist. Es hätte sich angeboten, umfassender über konkrete Möglichkeiten und Medien zu diskutieren, die zum Teil neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfolgreich in die HR-Praxis zu übertragen.

Mit freundlichen Grüßen

Peter M. Wald

1 Kommentar:

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    workforce surveys and assessments

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