Der Einstieg in das Treffen war klug gewählt, denn die Keynote von Rüdiger Kabst (Universität Paderborn) über die "Grenzen des Bauchgefühls" hat für die Notwendigkeit sensibilisiert, sich mit bestehenden Auffassungen und Praktiken weit kritischer als bisher auseinanderzusetzen.
Rüdiger Kabst bei seiner Keynote |
Torsten Biemann (Universität Mannheim) und Heiko Weckmüller (FOM Bonn) stellten im nächsten Beitrag ihre empirische Studie zum „Forschungs-Praxis-Transfer in Deutschland“ vor. Dazu gibt es von beiden auch ein empfehlenswertes DGfP-Paper. Biemann illustrierte den Forschung-Praxis-Gap bei HR-Fragen anhand konkreter Mythen. Zu den Mythen zählte er u. a., dass "Assessment-Center der Königsweg der Personalauswahl sind" (Achtung: Diese verfügen nur über eine mittlere Prognosekraft, weit besser sind allgemeine Intelligentests) und ... dass zwischen den Generationen grundlegend verschiedenen Wertvorstellungen existieren (Stichwort Generation Y - Nein! Die Wertvorstellungen sind sich weitgehend ähnlich). Weckmüller hat diese Überlegungen in Richtung des Research-Teaching-Gaps bei HR-Fragen fortgesetzt. Offensichtlich gelingt es nicht, die relevanten Erkenntnisse z. B. mit Hilfe der Absolventen in die Praxis zu übertragen. Wie dies bei der Ausbildung besser erreicht werden kann, muss diskutiert werden. Ute Götzen (Autouni Volkswagen AG) beschrieb anschließend wie es bei der Volkswagen AG erfolgreich gelingt, den Wunsch nach (schnellen) wissenschaftlichen Erkenntnisse akademisch richtig in der Praxis umzusetzen. Dirk Sliwka (Seminar für ABWL und Personalwirtschaftslehre an der Universität Köln) beantwortete dann die Frage „Wie wissen wir, was wirkt? Kausalität im evidenzbasierten Personalmanagement“ mit einem Plädoyer für die gezielte Nutzung von Feldexperimenten oder Quasi-Experimenten ("Piloten"). Er konnte dazu beeindruckende Untersuchungsergebnisse vorlegen.
In der anschließenden Diskussion zwischen Professoren und Praktikern wurde sichtbar, wie schwierig es in der betrieblichen Praxis ist, Entscheidungsträger für neue Lösungen zu begeistern und die Lösungen dann auch umzusetzen. Hier ist offensichtlich mit breiten Widerständen - sogar in den Personalbereichen selbst - zu rechnen.
Alles in allem ein interessantes Event, auch wenn für ein Dialogforum m. E. der Dialog zu kurz gekommen ist. Es hätte sich angeboten, umfassender über konkrete Möglichkeiten und Medien zu diskutieren, die zum Teil neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfolgreich in die HR-Praxis zu übertragen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter M. Wald
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